Polizei findet auch in Grevenmacher Sprengstoff – Festnahme von viertem Verdächtigen

Polizei findet auch in Grevenmacher Sprengstoff – Festnahme von viertem Verdächtigen
Foto der Polizeiaktion am Donnerstag in Igel (DPA).

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Nach dem spektakulären Sprengstofffund am Mittwochabend im deutschen Igel, kurz hinter Wasserbillig, wegen dem der Ort in der Nacht auf Donnerstag teilweise evakuiert werden musste, weitet sich der Fall nach Luxemburg aus: In Grevenmacher ist heute ein weiteres Kilogramm Sprengstoff gefunden worden. Die Luxemburger Polizei fand das explosive Material in der Wohnung eines 21-jährigen Deutschen.

Polizeiaktion in Zivilfahrzeugen: Am Donnerstagnachmittag rollt ein Konvoi weißer Autos leise durch Grevenmacher. Darin: Beamte der Abteilung für Spezialermittlungen der «Police judiciaire», zwei Sprengmeister, zwei Hundeführer und Beamte der Kriminalpolizei Trier. Ihr Ziel ist eine der ruhigen Seitenstraßen am Ortsrand. Vor einem Einfamilienhaus hält der Konvoi. Die zwölf Polizisten steigen aus und betreten das Gebäude. «Es war keine richtige, große Polizeiaktion», sagt eine Nachbarin.

Aber im Inneren des Gebäudes finden die Polizisten dennoch Brisantes. «Es wurden rund ein Kilogramm Sprengstoff, ein Zünder sowie 1.000 Meter Zündschnur sichergestellt», erklärt die Luxemburger Staatsanwaltschaft am Freitagnachmittag.

Großeinsatz und Evakuierung vor der Luxemburger Grenze

Die deutsche Polizei hatte in der Nacht auf Donnerstag einen anderen Ton angeschlagen. Im Grenzort Igel – gleich hinter Wasserbillig und keine zehn Kilometer von Grevenmacher entfernt – war es zu einem Großeinsatz gekommen. Neun Häuser durchsuchten die Beamten dort. Und in einem fanden sie insgesamt 50 Kilogramm Sprengstoff. Im Umkreis von 200 Metern um das Mehrfamilienhaus mussten Anwohner ihre Wohnungen verlassen. Rund 200 Menschen mussten sich für ein paar Stunden eine neue Bleibe suchen oder wurden in der Turnhalle des Ortes versorgt.

Ein Kampfmittelexperte aus Mainz, der mit dem Hubschrauber in Igel abgesetzt worden war, sah sich dann die Sprengsätze genauer an. Laut Tageblatt-Informationen handelte es sich um «Sprengstangen, die für gewerbliche Sprengungen eingesetzt werden».

Der Sprengstoffexperte entschärfte das Material noch vor Ort, indem er es in der Nähe, aber weit genug abseits, verbrannte. Dadurch wurden zwar zum Teil Beweismittel vernichtet, allerdings reichten die Rückstände für weitere Ermittlungen aus, erklärt der Trierer Polizeisprecher Uwe Konz.

Insgesamt vier Verhaftungen

Die deutsche Polizei verhaftete insgesamt vier Personen. Dabei soll es sich um zwei Luxemburger und einen Deutschen im Alter von 19 bis 24 Jahren handeln, die in Igel geschnappt wurden. Und um einen 21-jährigen Deutschen, dessen Wohnung in Grevenmacher durchsucht wurde. Er konnte in der Bodensee-Stadt Konstanz verhaftet werden.

Als die Polizei am Mittwochabend (30.1.) gegen 19 Uhr diese ersten drei Verdächtigen in Igel festnahm, fand sie zunächst große Mengen der gestohlenen Stoffe: Allein an echtem Sprengstoff seien 19 Kilogramm in einem Keller gelagert gewesen, heißt es aus gut unterrichteten Kreisen. Zudem stießen die Ermittler aber auch auf eine «unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtung» (USBV). Dadurch wurden die gestohlenen Komponenten, die für sich alleine noch keine unmittelbare Gefahr darstellen, zu einer unkalkulierbaren Bedrohung: Eine Explosion wäre offenbar jederzeit denkbar gewesen.

Diebstahl im Steinbruch

Die Gruppe soll in der Vergangenheit dreimal in einen Steinbruch eingebrochen sein. Beim ersten Mal soll sie Werkzeug gestohlen und außerdem ein Spezialfahrzeug so manipuliert haben, dass es bei späterer Benutzung in Brand geriet. Zwei der Männer werden außerdem verdächtigt, beim dritten Einbruch schließlich den «Sprengstoff, Zündverstärker und sprengfähige Substanzen in einer Menge von etwa 50 Kilogramm» mitgenommen zu haben, wie es in einer Pressemitteilung der rheinland-pfälzischen Behörden heißt. Die deutschen Behörden bildeten nach dieser Tat eine «Sonderkommission», die seitdem ermittelte.

Warum die vier jungen Menschen Sprengstoff gestohlen, gehortet und in wohl explosionsfähige Form gebracht haben, ist derzeit noch unklar, erklärt Peter Fritzen als leitender Oberstaatsanwalt in Trier. Er versichert aber, dass sowohl ein rechts- oder linksterroristischer Hintergrund ebenso sicher auszuschließen sei wie ein islamistischer. «Es gibt keinen Hinweis darauf, dass sie einen Anschlag geplant hätten», versichert Fritzen.

René Charles
2. Februar 2019 - 10.43

Sprengstangen für gewerbliche Sprengungen / Sprengschnur satt / Tatort(e) wie vor 30 (+) Jahren, wenn auch hier im Dolomitwerk eingebrochen wurde / - / Tja, beim Prozess und in den Medien viel als Zuhörer und/oder Leser gelernt. Und im Netz.

roger wohlfart
1. Februar 2019 - 15.50

Nachdem man den oder die berühmt berüchtigten " Bommeléier " nach einem Vierteljahrhundert nicht dingfest machen konnte, tauchen jetzt neue potentielle Sprengstoffattentäter im Grenzgebiet auf. Unsere Ordnungskräfte und Sprengstoffspezialisten sind gefordert. Der Terrorimus macht auch vor unseren Grenzen nicht halt, besonders wo es keine Kontrollen mehr gibt.