Im Bann von Wüsten, Bergen und Meer: Eine Reise von Luxemburg nach Ras-al-Khaimah

Im Bann von Wüsten, Bergen und Meer: Eine Reise von Luxemburg nach Ras-al-Khaimah

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Mit Ras-Al-Khaimah, dem jüngsten Mitglied des Staatenbundes der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), verband Daisy Schengen bisher nur Wüste und ewige Sonne. Bei einer Reise an den Persischen Golf entdeckte sie, dass diese Destination neben ockerfarbenen Dünen auch viel Sehenswertes zu bieten hat.

Tausche trübes Herbstwetter mit einstelligen Temperaturen, Wind und Nieselregen gegen Sonne, Wärme und Meer. Das Angebot nehm ich gerne an und breche auf zu einem Abenteuer – dem zunächst erst mal ein Flug von rund sechseinhalb Stunden vorausgeht. Mit ausreichend Lektüre, Unterhaltung an Bord, einem Nickerchen oder einem längeren Gespräch lässt sich die Zeit gut überbrücken.

Und obwohl die Hotels in Ras-al-Khaimah (ausgesprochen „Ras-el-Keima“) ein breites Angebot an Wasser- und Land-Unterhaltung bieten, empfiehlt sich die längere Anreise erst für ältere Kinder und Jugendliche, die sie mit Tablet und Co. optimal auszunutzen wissen. Über Deutschland, Tschechien, Bulgarien und das Schwarze Meer geht es weiter Richtung Türkei und Irak, bis sich am Boden der majestätische Anblick der „Spitze des Zeltes“, wie der Landesname übersetzt lautet, den Passagieren eröffnet.

Ausflüge

Sehr zu empfehlen ist eine „Dünen-Safari“. Für das Abenteuer wird zunächst Luft aus den Reifen der Geländewagen herausgelassen und die Sause kann beginnen. Über meterhohe Sandberge „klettern“ die Wagen, bevor sie die Fahrer teilweise seitwärts oder beinahe „kopfüber“ in die Tiefe rutschen lassen. Der Ausflug ist nichts für schwache Nerven, aber ein Riesenspaß! Anschnallen nicht vergessen

Wie es sich anfühlt, eine neue Destination zum allerallerersten Mal anzusteuern, will ich von Kapitän Daniel Colling wissen. „Es ist etwas Besonderes und immer wieder schön“, lächelt der erfahrene Pilot und setzt gemeinsam mit Copilot Charles Victor die Boeing 737 sanft am Flughafen von Ras-al-Khaimah auf.

Mit einem besonderen Programm wird die allererste Maschine der neuen Linie zwischen Luxemburg und Ras-al-Khaimah, der gleichnamigen Hauptstadt des Emirats, begrüßt. Denn bisher fliegt der luxemburgische Reiseanbieter als einzige westeuropäische Fluggesellschaft das nördlichste der Vereinigten Arabischen Emirate direkt, ohne Zwischenstopp, an.

Einen ersten Vorgeschmack der sprichwörtlichen Gastfreundschaft vor Ort liefern eine typische Folkloretanz- und Gesangseinlage eines lokalen Herrenensembles sowie der Genuss der eigens für die Willkommenszeremonie kreierten riesigen Geburtstagstorte.

Strand, Kultur, Gastfreundschaft

Land der Kontraste, so könnte man Ras-al-Khaimah, das über keine Ölvorkommen verfügt und sich seit den 70er Jahren dem Tourismus verschrieben hat, auch skizzieren. Mit rund 64 Kilometern Küstenlinie und Traumstränden baut das Land seit den 90ern kontinuierlich sein Tourismus-Standbein aus. Die zahlreichen Baukräne und Projekttafeln zeugen von einem regen Vorantreiben der örtlichen Hotelinfrastruktur, die teilweise auf künstlich angelegten Sandinseln Platz nimmt.

Dubai-Besuch

Rund eine Autostunde von Ras-al-Khaimah entfernt liegt Dubai. Dort befindet sich „Burj Khalifa“, das bislang höchste Gebäude der Welt (rund 828 Meter). Doch Dubai wäre nicht Dubai, wenn es nicht den nächsten Coup in Sachen Höhe anstreben würde. Für die Weltausstellung, deren Gastgeber das Emirat im Oktober 2020 sein wird, soll ein Turm von rund einem Kilometer Höhe errichtet werden.
Ein weiterer Hotspot ist „Burj al Arab“, das luxuriöseste und teuerste Hotel der Welt, in dem nur Suiten (zwischen 150 und 700 m2) für den stolzen Preis von 3.000 bis 300.000 Euro die Nacht gebucht werden können.

Diese Entwicklung stellt nur einen Teil des ambitionierten Konzeptes zur Tourismusförderung des Emirats dar: Bis Ende 2018 will die Tourismusentwicklungsbehörde von Ras-al-Khaimah nach eigenen Angaben die Ein-Millionen-Marke bei den Besuchern erreichen. Bis Ende 2025 sollen es mehr als drei Millionen Gäste werden.

Und trotzdem wirkt RAK, wie der Landesname auch abgekürzt wird, nicht so überlaufen und „busy“ wie das nahe gelegene Dubai. Neben der Landschaft – ockerfarbene Dünen in der Al-Wadi-Wüste, die sich wunderbar fürs „Dune bashing“ eignen; Vorsicht, nichts für schwache Nerven! – wartet das viertgrößte Emirat mit dem Jebel Jais, rund 2.000 Meter über dem Meeresspiegel, dem höchsten Berg der VAE, auf.

Am Rande der Hauptstadt, am Fuße des Berges, haben sich Menschen kleine Oasen vom kargen Felsriesen erkämpft, in denen sie unter anderem Mangos und Datteln, eine Art Nationalfrucht, anbauen.

Todesmutiger Sturz über den Abgrund

Hoch oben auf dem Jebel Jais wurde vor einem halben Jahr „Zipline“, laut Guinness-Buch die längste Seilrutsche der Welt, eröffnet. Ganz mutige Touristen oder Menschen, die einen besonderen Nervenkitzel erleben wollen, wagen das Abenteuer. Dabei sausen die Besucher, die mit einem Overall mit Helm und Schutzbrille ausgestattet sind, in einer Art Kostüm mit Kopf-, Bein- und Armöffnungen bäuchlings festgeschnürt mit dem Blick in den Abgrund an einem Stahlseil mit bis zu 150 Stundenkilometern über eine Distanz von rund 2.800 Metern über das Tal.

Wem so viel Action all die Energie geraubt hat, darf dann abends beim Ausflug in die Wüste der untergehenden Sonne zuschauen. Kitschig, romantisch, einfach schön. Aber Obacht, wer den Sonnenuntergang in Bild festhalten will, muss sich sputen. Knappe zehn Minuten dauert das Spektakel, die Ach-wie-schön-Seufzer sind einem auch Monate nach dem Urlaub noch sehr präsent.

Land der Perlentaucher und Piraten

Kontraste erleben, Traditionen hautnah spüren – in Ras-al-Khaimah ist das heute noch möglich. Ein Abend im Beduinen-Camp mit Auftritten von Feuerkünstlern und Bauchtänzerinnen lässt ein Gefühl von Tausend und einer Nacht aufkommen. Im authentisch gestalteten Camp zwischen meterhohen Dünen genießt man an niedrigen Tischen und Sitzbänken typisch orientalische Küche mit Hummus, Falafel und Schisch Kebab. Im „Beduin Oasis Camp“ kann man außerdem einen Ausritt auf dem Rücken eines Kamels wagen (eine ziemlich wackelige Angelegenheit und ebenfalls nichts für Zartbesaitete) oder sich in Sand-Boarding üben.

Mehr über die jahrhundertealte Kulturgeschichte der Region erfahren Besucher im „National Museum“ der Hauptstadt. Dort wird die Geschichte des Emirats mit wenigen Exponaten, aber nicht minder eindrucksvoll, wiedergegeben.

Untergebracht im ehemaligen Domizil des Scheichs und seiner Familie (bis 1964), ist das Gebäude des „National Museum“ eigentlich eine Festung, die erst 1987 ihrer jetzigen Aufgabe zugeführt wurde. Darin wird die Geschichte der Vorfahren Ras-al-Khaimahs, der Perlentaucher, erzählt, die ihr Leben bei jedem Tauchgang riskierten, und ihre einfachen Werkzeuge für ihre waghalsige Arbeit ausgestellt.

Tourismus statt Erdöl

Gleichzeitig berichtet die Ausstellung über die Vergangenheit von „Julfar“, so der ehemalige Name des Landes. Neben den Perlentauchern war „Julfar“ aber vor allem als Piratenhochburg berühmt-berüchtigt. Großbritannien sorgte sich um den Handel mit Indien, den es durch die Seeräuberhorden bedroht sah. 1820 schlossen die Briten mit den Emiraten am Persischen Golf einen Friedensvertrag, sodass geopolitisch Ruhe einkehren und den Piraten Einhalt geboten werden konnte. Daraus entwickelte sich ein Protektorat der Briten für die Staaten des Persischen Golfs, die in Anlehnung an die ausgehandelte Waffenruhe im 19. und 20. Jahrhundert als sogenannte „Trucial States“, befriedete Staaten, bekannt waren.

Menschenrechte

So offenherzig und gastfreundlich sich das Emirat gegenüber Touristen gibt, so hart bestraft es Regimekritiker und Andersdenkende. In ihrem Jahresbericht 2017/2018 berichtet die Organisation Amnesty International von massiven Einschränkungen der „Meinungs- und Vereinigungsfreiheit“, von Haftbedingungen politischer Gefangener, „die Folter gleichkamen“, sowie von „Ausbeutung und Misshandlungen“ von Arbeitsimmigranten. Auch Frauen, so die Menschenrechtler, „werden durch Gesetze und im täglichen Leben diskriminiert. Gerichte verhängten 2017 weiterhin Todesurteile; es wurde eine Hinrichtung vollstreckt“.

In der Geschichte des Landes wird die britische Präsenz außerdem unzertrennlich mit der Landesteilung in zwei „Enklaven“ verbunden. Ende der 1960er Jahre zog sich Großbritannien aus der Region zurück. Am 2. Dezember 1971 schlossen sich sechs der sieben heutigen Vereinigten Arabischen Emirate, als nun unabhängige Staaten, in einer Föderation zusammen.

Ras-al-Khaimah zögerte zunächst. Der Grund: die Suche nach Ölvorkommen. Würde man welche finden, bliebe man unabhängig. Bliebe die Suche erfolglos, würde man dem Staatenverbund beitreten, so der Plan damals. Drei Monate suchte man vergebens nach Erdöl. Als keines zum Vorschein kam, war der Weg in die Föderation vorgezeichnet. Am 11. Februar 1972 trat RAK dem Staatenverbund bei.

Gold ist Trumpf

Einen Besuch wert ist außerdem die Mohammed-bin-Salem-Moschee, eine große und traditionelle Gebetsstädte – Touristen ist der Zugang untersagt. Sie liegt unweit der Küste in der Hauptstadt und beeindruckt auch äußerlich durch ihre Architektur (ein Minarett fehlt). Der Islam ist die vorherrschende Religion in Ras-al-Khaimah. Dennoch gehören aufgrund der zahlreichen „Expats“, Menschen, die im Emirat leben und arbeiten, auch Kirchen zum Stadtbild.

Landschaft, Kultur, Sonne – Emotionen und Erinnerungen an einem Urlaub wie aus einem Märchenbuch sind Mitbringsel, die man in keinem Laden vor Ort kaufen kann. Was sich aber wunderbar als Geschenk für die Daheimgebliebenen oder für einen selbst eignet, sind Gewürze, Schals und Tücher – und Gold. Da in den Emiraten erst seit diesem Jahr ein Mehrwertsteuersatz von fünf Prozent gilt, ist Goldschmuck – in allen Formen und Variationen erhältlich – für europäische Verhältnisse sehr günstig und ein sehr geschätztes Mitbringsel. Feilschen gehört dabei zum guten Ton.

Am letzten Tag der Reise besuchen wir Dubai. Das absolute Kontrastprogramm zu RAK. Lauter, größer, geschäftiger. Ein wunderbares Ausflugsziel, wenn man abends in die Ruhe des kleinen Nachbar-Emirats am Persischen Golfs zurückkehren und das urlaubstypische „Farniente“ mit orientalischer Gastfreundschaft genießen kann.


Luxemburg in den Emiraten

Im Rahmen einer Feierstunde zur Einweihung der neuen LuxairTours-Destination hat Daisy Schengen mit Luxemburgs Botschafterin in den VAE, Elisabeth Cardoso, über die Geschäftsbeziehungen beider Staaten sowie ihre Geheimtipps für Erlebnisse vor Ort gesprochen.

Tageblatt: Wie schätzen Sie die neue Verbindung zwischen Luxemburg und Ras-Al-Khaimah (RAK) ein?
Elisabeth Cardoso: Es ist eine gute Nachricht für die Beziehungen zwischen den beiden Ländern, dass sich mit LuxairTours ein weiteres Unternehmen in die VAE begibt. Rund 20 weitere Firmen aus Luxemburg sind in den Emiraten tätig. Wir hoffen, dass durch die neue Verbindung auch viele Einheimische neugierig auf Luxemburg werden und das Großherzogtum als Touristen besuchen.

Was ist Ihr persönlicher Lieblingsort in den Emiraten, den Sie den Luxemburger Touristen empfehlen würden?
Ich finde die Strände hier sehr schön. Im Oktober und November sowie im Februar und März ist die richtige Zeit, um hierhin zu kommen. RAK ist ein ruhigeres Emirat, aber nicht weit von Dubai und Abu Dhabi entfernt, sodass man aktiveren Urlaub mit Entspannung sehr gut verbinden kann. Außerdem ist die hiesige Berglandschaft sehr beeindruckend.

Für den Fall, dass Luxemburger Staatsbürger Ihre Hilfe benötigen: Wie setzt man sich mit der Botschaft in Verbindung?
Die Botschaft befindet sich in der Hauptstadt Abu Dhabi. Wir bieten unseren Mitbürgern konsularische Dienste an. Im Notfall steht eine permanente Hotline bereit, unter der wir zu jeder Zeit erreichbar sind.


 

Praktische Reise-Infos

Hinkommen: Zwischen dem 24. Oktober und dem 28. Februar fliegt LuxairTours Ras-Al-Khaimah einmal wöchentlich, mittwochs, von Findel an. (Hinflug Mittwochabend um 19.05 Uhr, Ankunft 4.04 Uhr morgens, Ortszeit). Der Rückflug startet donnerstags um 17.40 Uhr (Ortszeit) und landet um 22.00 Uhr (Ortszeit) in Luxemburg. Zeitdifferenz zwischen RAK und Luxemburg: zwei Stunden.

Entfernung: 6.738 km.

Temperatur zwischen November und April: 23,5-26,8 Grad. In diesem Zeitraum scheint die Sonne zwischen 7,5 und 11 Stunden täglich.

Ideale Reisezeit: zwischen Oktober und April.

Währung: 1 Euro entspricht 4,3 AED (Dirham).

Sprachen: Die offizielle Sprache ist Arabisch, Englisch ist sehr verbreitet. LuxairTours-Reiseführer sprechen auch Französisch.

Vor der Abreise: Ablaufdatum des Passes überprüfen – er muss mindestens sechs Monate nach Abreise aus Ras-Al-Khaimah gültig sein.

Strenge Arzneimittelvorschriften: Sicherheitshalber vom (Haus-)Arzt ein Rezept auf Englisch mit den Medikamenten, die man täglich einnehmen muss, ausstellen lassen. Zuvor aber auf den entsprechenden Listen mit dem Arzt prüfen, ob die Wirkstoffe in den VAE nicht auf der Verbotsliste stehen. Ansonsten riskiert man bei einer Kontrolle nicht nur eine Beschlagnahmung der Medikamente, sondern möglicherweise weitere unangenehme Situationen.

Medikamente im Gepäck: (Im Menü der Webseiten Englisch als Navigationssprache wählen)
www.haad.ae
www.mohap.gov.ae/AwarenessCenter (die Kategorie „Unauthorized Medicines“ wählen)

Richtlinien für die Mitnahme von Arzneimitteln:
www.uae-embassy.org (Menü „Guidelines for carrying medecines to UAE.pdf)
Bei uns gängige Medikamente wie „Panadol Suspension Baby And Infant“ (Schmerz- und fiebersenkender Sirup), Nasentropfen „Otrivin Nasal Spray 0.05%“ oder die Kontrazeptiva „Diane 35 und 36“ stehen unter anderem auf der Liste der zur Einfuhr in die VAE verbotenen Arzneien.

Alkohol und E-Zigaretten: In lizenzierten Bars und Hotels erlaubt. Auf offener Straße sind Alkoholkonsum und Tanzen beispielsweise verboten. E-Zigaretten sind in den Emiraten verboten und können beschlagnahmt werden.

Kleidung: Damen und Herren sollen Schultern und Knie bedecken, allerdings wird eine legere Kleiderordnung für Touristen geduldet.

Botschaft des Großherzogtums Luxemburg in VAE: www.abudhabi.mae.lu/en

Urlaubsangebote und Preise: Direktflüge gibt es ab 392 Euro (hin und zurück, LuxairTours), Pauschalangebote (7/8 Tage, Flug und Hotel mit Frühstück zum normalen Einstiegspreis ohne spezielle Rabattaktionen ab 699 Euro).

Alle Angebote und Infos: www.luxairtours.lu.