Goesdorfs Neu-Bürgermeister Jean-Paul Mathay: „Mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung“

Goesdorfs Neu-Bürgermeister Jean-Paul Mathay: „Mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung“

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Der Aufschrei war groß, als Jean-Paul Mathay (55) nach einem gelungenen Misstrauensvotum gegen den Schöffenrat zum neuen Bürgermeister von Goesdorf ernannt wurde. Das frisch gebackene Gemeindeoberhaupt polarisiert, verspricht aber noble Absichten. Im Gespräch mit dem Tageblatt erläutert Mathay, wie es aus seiner Perspektive zu dem Machtwechsel kam und wie er die Gemeinde in den nächsten vier Jahren voranbringen möchte.

Von Steve Peffer 

Tageblatt: Welche Ursachen gab es damals für die Ablehnung der Budgetvorlage und den anschließenden Misstrauensantrag?

Jean-Paul Mathay: Noch vor den Kommunalwahlen 2017 schlossen sich einige Wahlkandidaten mit gemeinsamen Ideen in unserer Gemeinde zu einer Art Pseudo-Partei zusammen. Vier Mitglieder zogen in den Gemeinderat ein – ich war eines davon. Die Zusammenarbeit mit dem Schöffenrat sowie den anderen Räten verlief trotz unterschiedlicher Ansichten zunächst reibungslos, bis es voriges Jahr am Ratstisch zur Diskussion über den Verwendungszweck des ehemaligen Café „A Pires“ in Goesdorf kam.

Das Gebäude steht seit Jahren leer und mittlerweile unter Denkmalschutz. Unsere Idee war es, dass die Gemeinde das alte Café kauft, um Sozialwohnungen oder eventuell einen Jugendtreffpunkt darin einzurichten. Dieses Projekt stieß auf Widerstand im Sitzungssaal.

Von da an begannen sich die Meinungsverschiedenheiten zu häufen. Das ging sogar so weit, dass mir und einigen meiner Ratskollegen vorgeworfen wurde, sich kategorisch gegen den Schöffenrat zu richten. Die Situation wurde immer unerträglicher, sodass mir und meinen Mitstreitern am Ende keine andere Wahl blieb, als ein Misstrauensvotum zu stellen. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass es nicht von Anfang an geplant war, den Schöffenrat zu stürzen. Bis kurz davor hatte ich überhaupt nicht im Sinn gehabt, Bürgermeister zu werden.

Auch nach dem Machtwechsel bleibt die Situation angespannt. Wie möchten Sie vorgehen, damit wieder Frieden in die Gemeinde einkehrt?

Eines meiner Bestreben ist es, die Kommunikation zwischen den Gemeindevertretern und ihren Bürgern zu verbessern. Hierfür möchte ich verstärkt auf das Internet und insbesondere die sozialen Netzwerke wie Facebook zurückgreifen, aber gleichzeitig regelmäßige Mitteilungen per Post schicken lassen, um auch die Menschen einzubinden, die die klassische Art der Kommunikation bevorzugen. Ein Maximum an Transparenz und Bürgerbeteiligung ist mir sehr wichtig, denn sie ist die Basis für eine erfolgreiche und friedliche Zusammenarbeit. Diese Ansicht teilen auch die Kollegen im Gemeinderat.

Wie sehen Ihre Pläne für die Entwicklung der Gemeinde aus? Welche Projekte möchten Sie voranbringen?

Die Fertigstellung des neuen Grundschulkomplexes „Interact“ in Dahl ist zurzeit ganz klar das Mammutprojekt der Gemeinde. Im aktuellen Plan ist wieder eine Schulkantine mit interner Küche vorgesehen. Ursprünglich wurde diese nämlich gestrichen, um Geld zu sparen. Das war mir absolut unverständlich, schließlich hat nahezu jede Schule eine Kantine. Daher freue ich mich, dass diese Änderung umgesetzt werden konnte. Die Bauarbeiten schreiten gut voran und wenn es so weitergeht, können wir die Schule 2021 in Betrieb nehmen.

Was passiert dann mit der bestehenden Grundschule in Nocher?

Bereits vor vielen Jahren wurde gemeinsam mit dem Familienministerium ein Konzept ausgearbeitet, in dem Schulgebäude in Nocher ein Internat für Kinder einzurichten, die aus unterschiedlichen Gründen ein wenig Abstand zu ihrer Familie brauchen. Als Herr Mil Majerus, damaliger Regierungsrat und Beauftragter des Familienministeriums, bei einem Autounfall verstarb, verschwanden diese Pläne leider unter dem Teppich. Nun, da sich der neue Schulkomplex in Dahl langsam seiner Fertigstellung nähert, bemühen wir uns darum, die Umsetzung des Internats schnellstmöglich wieder auf den Instanzenweg zu bringen.

Gibt es noch weitere Projekte, die Sie in die Wege leiten möchten?

Absolut! In der rue de Masseler in Dahl sollen 88 neue Wohnungen entstehen. Die Entwürfe hierfür existieren bereits seit 2011, allerdings ging das Projekt bis jetzt nur sehr schleppend voran. Das Thema Nachhaltigkeit ist mir ein wichtiges Anliegen, deshalb versuchen wir, etwa durch die Verwendung umweltfreundlicher Baumaterialien, einen ökologischen Touch in das Gebäude einzubringen.

Der Masterplan, der zurzeit von unserem Architekten ausgearbeitet wird, befindet sich in der Endphase und wird hoffentlich bald an die Behörden weitergeleitet werden können. Weitere Projekte, die in die neue Budgetvorlage eingetragen wurden, sind etwa die Vergrößerung des Rathauses, Umweltprämien im Rahmen des Klimapakts sowie neue Fahrradwege in der Gemeinde. Es ist allerdings noch zu früh, um konkrete Angaben zu machen.

Was möchten Sie den Menschen mitteilen, die sich aufgrund des Misstrauensvotums gegen Sie verschrieben haben?

Mir ist bewusst, dass die Geschehnisse der letzten Wochen und Monate stark polarisiert haben. Doch ich werde mein Möglichstes tun, um zum Wohl unserer Gemeinde zu handeln und allen Vorschlägen ein offenes Ohr schenken. Auch wenn es im Moment noch sehr schwierig ist, hoffe ich, dass wir bald wieder alle an einem Strang ziehen werden.

josi trottinetti
19. April 2019 - 9.16

Mit diesem Versprechen sind schon manche Bürgermeister in die Wahlen gezogen und haben sie gewonnen. Danach nicht die Spur von Transparenz und Bürgerbeteiligung. Alles Schall und Rauch!