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Gedenkzeremonie in Luxemburg: „D’Enn vum Grousse Krich“

Gedenkzeremonie in Luxemburg: „D’Enn vum Grousse Krich“
Ein Blumengebinde zur Ehrung der Gefallenen des Ersten Weltkrieges, in Luxemburg auch als „de Grousse Krich“ bezeichnet. Fotos: Alain Rischard

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Am 11.11.1918 unterzeichneten Vertreter des Deutschen Kaiserreiches und der Entente einen Waffenstillstand: Der Erste Weltkrieg war – zumindest im Westen Europas – beendet. 100 Jahre später wurde am Sonntag in vielen Ländern Europas dieses Tages gedacht, so auch in Luxemburg am Monument für die gefallen Luxemburger Legionäre, der „Gëlle Fra“.

Eine Kranzniederlegung durch das großherzogliche Paar, passende musikalische Umrahmung und eine Ansprache von Staatsminister Xavier Bettel, dies in Anwesenheit zahlreicher Vertreter aus Regierung und Parlament sowie des diplomatischen Korps; dies war das Programm der gestrigen Zeremonie, zu der sich auch viele Touristen gesellten, die so, egal ob aus Frankreich, Belgien oder Deutschland stammend, demonstrierten, dass auch nach zwei Weltkriegen das friedliche Zusammensein, und sei es nur, um die Schönheiten der Stadt Luxemburg an einem verregneten Sonntag zu betrachten, der europäische Normalfall geworden ist.

„Parce qu’un homme sans mémoire est un homme sans vie, un peuple sans mémoire est un peuple sans avenir“, mit diesem Zitat von Maréchal Foch (der ebenfalls auf dem Monument der „Gëlle Fra“ mit seiner Hommage an die Luxemburger Kämpfer zitiert wird) begann der Staatsminister seine Intervention.

Aktuelle Diskurse von Hass

Noch am späten Vormittag hatte er an der zentralen Gedenkzeremonie am Pariser Arc de Triomphe teilgenommen und war dank schnellem TGV rechtzeitig wieder zur Zeremonie in Luxemburg.

Er erinnerte an die schwierige Lage, in der sich die Regierung 1914 befand. Auf er einen Seite die starke wirtschaftliche Verknüpfung des neutralen Luxemburgs mit Deutschland (u.a. als Mitglied des Zollvereins), andererseits eine starke pazifistische Einstellung verbunden mit dem Wissen, dass das Land in einem Krieg mit den Nachbarn nur verlieren konnte. Der Erste Weltkrieg hätte somit leicht das Ende der Luxemburger Unabhängigkeit bedeuten können.

Die Brutalität des Krieges, so Bettel weiter, habe niemand kommen sehen. Der Zukunftsglaube, genährt durch den technischen Fortschritt, war stark, allerdings auch der Rüstungswettlauf, der durch die Industrialisierung erst in der Form möglich wurde. Europa wähnte sich vor dem Ersten Weltkrieg in Sicherheit; ebenso wie wir heute, nach 73 Jahren Frieden in Europa.

Aktuelle Diskurse von Hass und Gewalt zeigten allerdings, dass dies kein selbstverständlicher Zustand ist. Auch deshalb sei die Erinnerung an die beiden Weltkriege so wichtig.

Der Staatsminister erinnerte aber auch an zwei Frauen, die durch Aufklärungstätigkeit für die französische Armee Widerstand gegen die deutschen Truppen leisteten, an Lise Rischard, die ein Netzwerk zur Weitergabe von Informationen über Truppenbewegungen der kaiserlichen Armee aufgebaut hatte, und an die Gattin des Tageblatt-Gründers, also an Jeanne Schroell, die in Abwesenheit ihres Mannes die Leitung unserer Zeitung übernommen hatte und über das ebenfalls von Verleger Schroell herausgegebene Blatt Der Landwirt verschlüsselte Nachrichten von Lise Rischard weitergeben konnte.

Nico Wildschutz
13. November 2018 - 14.40

Danke für den Hinweis Herr Huttert. Wir haben den Artikel verbessert. Nico Wildschutz

Eric HUTTERT
12. November 2018 - 12.02

Ein wenig korrekte historische Darstellung kann man aber von einem Journalisten erwarten. Am 11.11.1918 wurde entgegen dem Artikel kein Friedensvertrag unterzeichnet, sondern ein Waffenstillstand. Die Übersetzung von Armistice ist ja auch "Waffenstillstand" und nicht "Friedensvertrag". Ein solcher wurde erst 1919 in Versailles unterzeichnet. Ich bin erstaunt dass ein Journalist des Tageblattes sich so irren kann. Eric HUTTERT