F91-Präsident Schumacher: „Wir haben die Infrastruktur eines Zweitdivisionärs“

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Der Düdelinger Bürgermeister sowie der Sportschöffe haben im Tageblatt in Sachen Stadion-Neubau in Düdelingen Klartext geredet. Jetzt reagiert F91-Präsident Romain Schumacher.

Tageblatt: Was sagen Sie zu den Aussagen der Gemeindeverantwortlichen, dass man stets sehr transparent gewesen sei in puncto Stadion-Neubau und von Anfang an mitgeteilt habe, dass während dieser Legislaturperiode daraus nichts werden würde?

Romain Schumacher: Als die drei Düdelinger Fußballvereine 1991 fusionierten, sprachen sich die Gemeindeverantwortlichen damals für einen Stadion-Neubau aus. So lange gibt es diese Diskussion demnach schon. In der Zwischenzeit wurde das Stade Jos Nosbaum stets mehrfach instand gesetzt. Zudem stellte die Gemeinde dem Verein neue Einrichtungen auf dem Gelände des Stade Aloyse Meyer zur Verfügung. Wir haben auch immer Gehör gefunden bei den politisch Verantwortlichen. Fakt ist aber, dass die Anstrengungen, die der Klub in allen den Jahren gemacht hat, in keinem Verhältnis zu denen stehen, die die Gemeinde gemacht hat. Die Tribüne ist morsch, die Gegentribüne nicht überdacht, die Flutlichtanlage ist nicht regelkonform und die Umkleidekabinen sind in einem desolaten Zustand. Kurz: Der F91 hat das Europa-League-Gruppenphasen-Niveau erreicht, die Infrastruktur ist aber die eines Zweitdivisionärs.

Die Frage nach dem Neubau ist aber bislang nicht beantwortet, oder?

Die Frage nach dem Neubau bleibt in der Tat unbeantwortet. Wir sind deshalb auch überrascht. Als Präsident eines Vereins obliegt es mir jedoch nicht, die Aussagen von Politikern zu kommentieren. Dennoch: Das Centre Hartmann wurde für 27 Millionen aufwendig renoviert und ist jetzt ein echtes Schmuckstück. Damit habe ich kein Problem. Was ich jedoch nicht in Ordnung findet, ist, dass es jetzt, was den Fußball angeht, heißt, dass die Grundstücke für einen Neubau erst gekauft werden müssten. In der Hinsicht hätte man bereits seit langem aktiv werden können. Und zudem nach anderen Alternativen Ausschau halten können. Zum Beispiel dort, wo sich das Stade Amadéo Barozzi befindet. Und überhaupt: Was soll ich unserem Sponsor Flavio Becca sagen? Können Sie sich vorstellen, was er sich denkt?

Im Interview sagen die beiden, dass, wenn es Neues gebe, der Verein umgehend davon in Kenntnis gesetzt würde. Wie geht es nun in Ihren Augen weiter?

Ich bin wie gesagt überrascht, und was Flavio Becca betrifft, denke ich, dass jeder mittlerweile weiß, wie er dazu steht. Zudem hat er sich in seiner ihm eigenen Art und Weise ja auch zu Wort gemeldet. Die Familie Becca ist 1998 bei uns als Sponsor eingestiegen. Er war aber immer viel mehr als ein Mäzen. Er hat eine Menge Energie in den Verein gesteckt und die Verantwortlichen stets motiviert. Ich kann nachvollziehen, dass er nun einen Schlussstrich ziehen will und sich anderwärtig umsieht. Dort, wo er vielleicht mehr Gehör findet. Ich muss den beiden Düdelinger Politikern den Vorwurf machen, dass sie nach 20 Jahren immer noch keine Lösung parat haben, dafür aber mehr Fragen als Antworten haben. Politiker sind Opportunisten und funktionieren halt so. Was mich traurig stimmt, ist, dass eigentlich stets am Thema vorbei diskutiert wird.

Was hätten Sie sich gewünscht vonseiten des Düdelinger Bürgermeister bzw. des Schöffenrats?

Ich hätte mir konkrete Antworten gewünscht. Jetzt wird das Stade Jos Nosbaum erneut renoviert, aber wir wissen alle, dass dies ein Fass ohne Boden ist. Man darf eines nicht vergessen: In Düdelingens Fußball ist mittlerweile sehr viel passiert. Wir spielen fast jedes Jahr die Champions-League-Qualifikation und in diesem Jahr sind wir in die Gruppenphase der Europa League eingezogen. Ich kann mich noch ganz genau an jenen UEFA-Delegierten erinnern, der vor ein paar Jahren nur den Kopf geschüttelt hat, als er im Stade Jos Nosbaum war und feststellen musste, in welchem Zustand diese ganzen Einrichtungen waren und bis heute sind. Er konnte nicht nachvollziehen, dass der politische Wille nicht vorhanden war, das zu ändern. Und das in einem der reichsten Staaten der Erde …

In der Tat ist die StadionInfrastruktur in Luxemburg nicht famos, um es einmal so zu formulieren …

(lacht) „Le Luxembourg a le stade le plus pourri d’Europe“, sagte der damalige UEFA-Präsident Michel Platini, als er das „Josy Barthel“ in Augenschein nahm. Fola, Jeunesse, Niederkorn, wir in Düdelingen … In den letzten 25 Jahren standen immer nur die Belange des Verbandes im Blickpunkt. Die ganze Power unseres Fußballs fokussierte sich auf die FLF-Auswahl. Die Vereine blieben außen vor. Es geht dabei jetzt nicht um das „Luxemburger Modell“, sondern einzig und allein darum, dass die Eliteklubs sportpolitisch gesehen keine Rolle spielten. Man nimmt die Klubs und ihre Belange nicht wirklich ernst.

Was meinen Sie konkret damit?

Warum hat man nicht eine adäquate und vor allem zeitgemäße Infrastruktur im Elite-Fußball gefordert? Wenn Klubs in die BGL Ligue aufsteigen, hätte man ihnen Auflagen hinsichtlich ihrer Stadien mit auf den Weg geben müssen. Zum Umsetzen hätte man ihnen natürlich genügend Zeit einräumen müssen. Das Spielfeld, die Umkleideräume, die Tribünen, die „Buvette“, die Parkplätze, die Pressekabinen … Aber wir Vereine verfügen leider nicht über den Status wie die Nationalmannschaft. Dabei bräuchten wir dringend einen ähnlichen Stellenwert, schließlich sind wir das Fundament des Luxemburger Fußballs. Vom rein sportlichen Aspekt her wurden in den vergangenen Jahren sehr viele Anstrengungen auf Vereinsebene unternommen. Nur halt nicht bei der Infrastruktur und den Strukturen generell. Da hinken wir hinterher. In der Hinsicht hat man die Klubs im Regen stehen gelassen. Und wenn wir dann auf europäischem Parkett nach Osteuropa reisen, stellen wir fest, dass diese Länder über moderne und zeitgemäße Stadien verfügen.

Zurück zu den Gemeindeverantwortlichen …

Sie müssen sich nicht prioritär Gedanken um diese Angelegenheiten machen. Und vielleicht denkt der eine oder der andere, es wäre eher populärer, in soziale Projekte zu investieren statt in ein neues Stadion.

Nachdem Flavio Becca angekündigt hat, den Verein zu verlassen, brodelt die Gerüchteküche gewaltig. Werden Sie nun gemeinsam mit ihm zum FC Swift Hesperingen wechseln und dort den Präsidenten ablösen?

Es wird kein Zurück mehr geben für Flavio Becca. Ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass seine Entscheidung definitiv ist. Er wird den Klub nicht von heute auf morgen verlassen, denn dafür ist er dem F91 Düdelingen zu sehr verbunden. Was meine Person betrifft, interessiere ich mich stets für die Projekte, die Becca im Fußball angeht. Er bewegt immer etwas und wenn er den F91 verlässt, wird sich der Verein in einem wesentlich besseren Zustand befinden als er ihn 1998 vorgefunden hatte. Meine Verantwortung besteht darin, den Klub auch in dieser speziellen Lage in die bestmögliche „Position“ zu bewegen. Was die Post-Becca-Ära betrifft, wird es sicherlich so sein, dass der Verein nicht mehr über die gleichen Mittel verfügt und dann sehr wahrscheinlich kleinere Brötchen backen muss. Was aber bleibt, ist der Stellenwert, den Becca dem F91 Düdelingen verliehen hat. Ich möchte hier nicht über meine Zukunft spekulieren und lasse das mit Hesperingen einfach mal im Raum stehen. Ich mache, wie bereits erwähnt, aber keinen Hehl daraus, dass ich mich Flavio Becca in Sachen Fußball sehr verbunden fühle und seine Projekte stets interessant und spannend finde.

Aender
13. Dezember 2018 - 17.15

Von der UEFA gab's doch 3 Millionen, worauf wartet der Verein denn ?