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F91 Düdelingen kassiert 3,18 Millionen als Belohnung für ihre Anstrengungen in der Europa League

F91 Düdelingen kassiert 3,18 Millionen als Belohnung für ihre Anstrengungen in der Europa League

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Der F91 Düdelingen bestreitet morgen gegen Betis Sevilla sein letztes Spiel in der Europa League. Bereits jetzt können die Düdelinger Verantwortlichen eine positive sportliche und finanzielle Bilanz des Abenteuers ziehen. Insgesamt erwirtschaftete der luxemburgische Verein einen Nettogewinn von geschätzten 3,18 Millionen Euro. Aber die Auftritte auf internationalem Parkett waren auch mit erheblichen Kosten und großem personellem Aufwand verbunden.

Die Einnahmen in Höhe von 3,18 Millionen Euro überschreiten damit das offizielle Budget des Vereins, das bei der letzten Generalversammlung auf 2,9 Millionen Euro beziffert wurde. Der F91 liegt mit diesem Etat auf dem letzten Platz aller 48 Teilnehmer an der Gruppenphase der Europa League (siehe nebenstehende Infobox). Der Unterschied zur Konkurrenz ist sogar noch deutlich größer, denn in Luxemburg wird immer das Gesamtbudget der Vereine veröffentlicht, während man im Ausland oft nur die Zahlen für die Profimannschaft in Betracht zieht, um die Finanzstärke eines Klubs darzulegen.

Die größten „Bonbons“ gab es vom europäischen Fußballverband UEFA. Für die Gruppenphase wurde ein Antrittsgeld von 2.964.290 Euro an den F91 überwiesen. Zusätzlich gab es für die Qualifikation 820.000 Euro (inklusive Meisterprämie).
445.000 Euro wurden bei den sieben Heimspielen eingenommen (zwei im Stade Jos. Nosbaum, fünf im Stade Josy Barthel). Besonders lukrativ waren die Partien der Gruppenphase, die alle ausverkauft waren, weil die Eintrittskarten als Paket verkauft wurden. Von den 7.983 Tickets gingen im Schnitt rund 250 Eintrittskarten an die UEFA und 1.049 an die Fans des Gegners. Alleine 395.000 Euro wurden durch die Zuschauer eingenommen. Hinzu kommen 50.000 Euro durch Fanartikel, Getränke und Essen.

Bei solchen Summen lacht natürlich das Auge des Finanzverantwortlichen der Düdelinger. Romain Brenner ist jedoch eher ein Mann, der zur Vorsicht als zum Überschwang neigt. „Zu Beginn unseres Abenteuers habe ich vorausgesagt, dass wir 1,2 Millionen Euro an Ausgaben bekommen werden und so ist es auch gekommen. Ich freue mich nie zu früh, denn ich weiß, dass solche Spiele mit vielen Kosten verbunden sind.“

Elf Flüge, Hunderte Sicherheitskräfte

Besonders hoch waren die Ausgaben für Reisen und Hotels. 580.000 Euro wurden bei den sieben Auswärtsreisen ausgegeben. Im Schnitt bestand der F91-Tross aus 45 Personen. Seit dem Play-off-Spiel in Cluj war auch ein Koch mit an Bord. Insgesamt wurden elf Flüge in den vergangenen 22 Wochen genommen. Zuletzt reiste das Team aus der „Forge du Sud“ vornehmlich mit Charter-Flugzeugen. Ein weiterer großer Ausgabeposten war die Stadionsicherheit. 140.000 Euro mussten ausgegeben werden, damit die Vorgaben der UEFA erfüllt werden konnten. Im Schnitt waren 125 Sicherheitskräfte pro Spiel im Einsatz (ohne Polizei und Freiwillige). Gegen Olympiakos Piräus waren gar 139 Security-Leute im Stade Josy Barthel präsent.

Schwer ins Gewicht fielen die Installationen im Stadion selber. Zelte und Gabelstapler mussten ausgeliehen werden, ein neues WLAN-Netzwerk gelegt werden, das Stadion gemietet werden und ein Ticketing-System installiert werden. Letzteres wurde von einer Firma ausgeliehen. 21 Schalter wurden aufgebaut, damit die Eintrittskarten gescannt werden konnten – eine weitere Vorgabe der UEFA.

Der europäische Dachverband gibt auch die Zahl der Trikotsets vor. Drei müssen es bei jedem Spiel sein, die jedes mal neu bestellt werden mussten. Auch der Ball mit Chip und die Torlinientechnik verschlangen einige Euro. Für die offiziellen Banketts wurden 24.000 Euro ausgegeben. Auch die sind von der UEFA vorgeschrieben. Normalerweise findet das Treffen zwischen den Vereinsverantwortlichen der beiden Vereine am Mittag vor dem Spiel in einem Restaurant statt. Auch Geschenke sind hier jedes Mal vorgesehen. Das ist keine Vorschrift, aber ein ungeschriebenes Gesetz in der Welt des Fußballs.

Strafen, Prämien, Budgets

Um die Gruppenphase sportlich ehrenhaft meistern zu können, wurden vier F91-Spieler für drei Monate mit einem sogenannten „congé sans solde“ ausgestattet. Düdelingen übernahm daraufhin die Gehälter und musste noch einmal 30.000 Euro im Budget vorsehen.

Glück hatte der Verein, dass man nur einmal von der UEFA zu einer Strafe verdonnert wurde. Nachdem wiederholt im Gästeblock die Zuschauer nicht auf ihren Sitzplätzen geblieben waren, bekam der F91 eine Strafe von 8.000 Euro aufgebrummt.
Nicht in der Bilanz vorgesehen sind derzeit die Prämien für den sportlichen Ausnahmecoup. „Dieses Thema ist noch offen und dazu werde ich mich auch derzeit nicht äußern“, erklärt Romain Brenner mit einem verschmitzten Lächeln.

Bei den Verhandlungen der Prämien wird Mäzen Flavio Becca wahrscheinlich eine größere Rolle spielen. Der Unternehmer hatte in den vergangenen Wochen mehrmals in den Medien seinen Abgang angekündigt. Riesige Sponsoreinnahmen würden dadurch wegfallen. Durch die Einnahmen aus der Gruppenphase sieht die nahe Zukunft des Vereins jedoch gut aus. „Es gibt uns eine gewisse Sicherheit. Aber zunächst müssen wir einmal abwarten, ob das Geschwätz über seinen Abgang auch Realität wird. Wenn es so kommen sollte, werden wir unser Budget anders aufstellen müssen“, kommentiert Brenner die aktuelle Lage.

Eines steht jetzt jedoch schon fest: Die nächste Bilanz des F91 wird ungewohnte Ausmaße annehmen und von 2,9 auf rund 5,8 Millionen Euro ansteigen. Dadurch, dass der Verein die Fünf-Millionen-Grenze knackt, stehen auch neue Herausforderungen vor der Tür. „Wir fallen in eine andere Financial-Fairplay-Kategorie und müssen in Zukunft alle vier Monate eine Bilanz vorlegen. Dies wird jedoch nicht sehr lange anhalten, denn wir werden im nächsten Budget keine Viertelfinalteilnahme an der Champions League einplanen“, so Brenner.

Morgen gegen Betis Sevilla kann der F91 seine finanzielle Bilanz noch ein letztes Mal aufpolieren. Bei einem Unentschieden gibt es von der UEFA noch einmal 190.000 Euro, bei einem Sieg gar 570.000 Euro. Und das täte nicht nur dem Konto, sondern auch der Moral gut.