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Ein sicherer Hafen in wirtschaftlich unruhigen Zeiten: Goldenes Jahr für Edelmetall in Sicht

Ein sicherer Hafen in wirtschaftlich unruhigen Zeiten: Goldenes Jahr für Edelmetall in Sicht

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2019 hat das Potenzial, ein goldenes Jahr zu werden. Mehrere Faktoren könnten dazu führen, dass die Nachfrage nach dem Edelmetall Gold steigt.

Lesen Sie zum Thema auch den Kommentar «Die Suche nach dem Werterhalt».

Seit dem Jahr 2015 gibt es einen neuen Goldrausch. Viele Lagerstätten wurden entdeckt bzw. erschlossen und bestehende Minen ausgebaut. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass die Produktion nun schon seit sechs Quartalen in Folge angestiegen ist. Laut World Gold Council (WGC) soll im dritten Quartal 2018 so viel Gold produziert worden sein wie noch nie zuvor. Innerhalb von drei Monaten wurden 875,3 Tonnen des Edelmetalls abgebaut.

Entgegen dem eigentlichen Trend kam weniger Gold aus Südafrika auf den Markt. Die Schließung der verlustreichen Minen Evander oder TauTona hatte nämlich zur Folge, dass die Produktion hier um rund ein Zehntel zurückging. In China haben strengere Umweltnormen indes zu einem ähnlichen Rückgang geführt.

Mali und Neuguinea neue Zentren des Goldrauschs

Durch Produktivitätssteigerungen in anderen Regionen, in denen Gold gewonnen wird, konnte diese Entwicklung mehr als wettgemacht werden. Mit Steigerungen von 34 bzw. 25% kann man Mali und Neuguinea als neue Zentren des Goldrauschs bezeichnen. Auch die klassischen Goldmächte Kanada und Russland ringen ihren Minen mehr von dem Edelmetall ab.

Aber nicht nur durch Goldschürfung aus Minen wird das Edelmetall gewonnen, sondern auch durch die Wiederverwertung. Die Menge des recycelten Goldes konnte im dritten Quartal 2018 um 4% auf 306,3 Tonnen gesteigert werden. Vor allem in der Türkei (+30%) und im Iran (+50%) waren die Goldschmelzen im Dauerbetrieb. Finanzstress und drohende Sanktionen haben dazu geführt, dass viele Konsumenten Gold verkauft haben.

Der Goldpreis entwickelte sich im Jahr 2018 in zwei Richtungen: Von Beginn des Jahres bis zu den Monaten September/Oktober verbilligte sich das Edelmetall. Die Wirtschaft drehte sich vor allem in den USA schneller, Investitionen flossen vorwiegend in Aktien. Diese Entwicklung konnte sich bis zum Herbst, als es zu einem Aktien-Ausverkauf an den Börsen kam, halten. Das Geld floss teilweise ins Edelmetall. Seit Oktober ist der Goldpreis um 7,5% gestiegen.

Dies führte dazu, dass über das gesamte Jahr 2018 gesehen Investitionen in Gold im Vergleich zu anderen Anlagemöglichkeiten sehr gut dastanden. Öl-Aktien haben rund ein Viertel an Wert verloren und jene von anderen Rohstoffen zwischen 10 und 15%. Gold-Aktien hatten sogar eine bessere Performance als die Aktienindices der aufstrebenden Volkswirtschaften oder die S&P-500- oder Nasdaq-Indices.

Der Trend in Bezug auf Gold wird laut WGC im Jahr 2019 anhalten. Experten bestimmten drei Schlüsselfaktoren, die darauf hinweisen, dass die Nachfrage nach dem Edelmetall auch im Jahr 2019 ansteigen wird.

Gold als Absicherung gegen Inflation

Auch wenn zu Beginn des Jahres 2018 viele Investoren ihre mit Gold unterlegten Fonds abgestoßen haben – was zu Abflüssen von 103,2 Tonnen Gold führte –, gab es über das gesamte Jahr leichte Zuflüsse im Investmentbereich.

Das WGC geht davon aus, dass Fondsmanager auch im neuen Jahr Investitionen in Gold dazu nutzen werden, um die Portfolios ihrer Kunden zu diversifizieren und gegen die steigende Inflation abzusichern. „Die zunehmende Ungewissheit auf den Finanzmärkten, die höhere Wahrscheinlichkeit einer neuen weltweiten Rezession und der Ausbau von protektionistischen Maßnahmen – all das macht Gold als Absicherung interessant“, so das WGC.

Trotz der rezenten Marktkorrekturen seien viele Aktien immer noch überbewertet, die Erträge auf Anleihen blieben aber „hartnäckig tief“. Investitionen in Gold entwickeln sich seit jeher unabhängig von den Aktien- oder Anleihemärkten und können Portfolios gegen allzu große Verluste absichern.

Europäische Investoren setzen aufs Edelmetall

Das WGC konnte seit dem Jahr 2016 beobachten, dass vor allem Investoren in Europa verstärkt Gold zu ihren Portfolios hinzufügen. „Europa steht größeren Herausforderungen gegenüber“, der Brexit sei davon die offensichtlichste. Die sozialen Unruhen in Frankreich, Sezessionsbestrebungen in Spanien und die populistische Regierung in Italien haben bei vielen Investoren das Interesse an Gold wieder geweckt.

Es gibt aber auch Gründe, die gegen das Edelmetall sprechen. Höhere Zentralbankzinsen und die Stärke des Dollars können das Gold teurer werden lassen. „Die meisten Faktoren machen es aber attraktiver“, meint das WGC. Auf längere Sicht werden das Aufkommen einer neuen Mittelschicht in aufstrebenden Volkswirtschaften und die ständig zunehmende Nachfrage nach Gold der Technikindustrie den Goldpreis stützen. Die Nachfrage nach Gold wird die steigende Produktion also übertreffen.

 

Industrie

Die Industrie ist auf Gold angewiesen. Das Edelmetall wird beispielsweise für die Herstellung von Abgaskatalysatoren, Smartphones, Server und Speichermedien benötigt. Die Nachfrage nach Gold steigt bereits seit acht Quartalen. Im dritten Quartal 2018 belief sie sich auf 85 Tonnen. Auch in den kommenden Jahren soll der Trend anhalten.

Schmuckindustrie

Über die Hälfte der Nachfrage nach Gold ist auf die Schmuckindustrie zurückzuführen. Allein im dritten Quartal 2018 wurden 535 Tonnen des Edelmetalls zu Ketten, Ringen oder Ähnlichem verarbeitet. Auf China und Indien fallen hiervon zusammen 322 Tonnen.

ährend der religiösen Feste – eine Zeit, in der auch viele Hochzeiten stattfinden – stieg in Indien die Nachfrage nach Gegenständen aus Gold. Doch in Zukunft könnte sich dies ändern, denn junge Inder, die zur Mittelschicht aufsteigen, erwerben lieber iPhones oder Pkws.

In China ist dies nicht der Fall: Hier ist Gold auch bei jüngeren Einwohnern beliebt. So waren die Verkaufszahlen während des Qixi-Festivals (Chinas Pendant zum Valentinstag) sehr hoch.

Im mittleren Osten ging die Nachfrage nach Goldschmuck zurück, in der Türkei im dritten Quartal sogar um fast ein Drittel.

Zentralbanken

Viele Zentralbanken haben im abgelaufenen Jahr vermehrt Gold gekauft. Im dritten Quartal 2018 betrugen die Nettokäufe fast 150 Tonnen – im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2017 entspricht das einer Steigerung von 22%.

Vor allem die russische Zentralbank verfolgt die Politik der De-Dollarisierung und fügte zu ihren Reserven vermehrt Gold hinzu. Mittlerweile besitzt sie über 2.000 Tonnen Gold, was rund 17% ihrer Reserven entspricht. Dmitry Tulin, der erste stellvertretende Vorsitzende der russischen Zentralbank, meint, dass Gold „eine 100-prozentige Garantie für legale und politische Risiken“ darstelle. Die Politik der De-Dollarisierung werde auch in Zukunft fortgesetzt.

Aber auch die Zentralbanken von der Türkei, Kasachstan, Indien, Polen und Ungarn füllen ihre Reserven mit Gold auf.

Die luxemburgische änderte ihre Politik indes nicht und behielt ihre 2,2 Tonnen, die fast 10% ihrer Reserven ausmachen.

Investmentbereich

Was den Investmentbereich betrifft, gab es im vergangenen Jahr zwei Entwicklungen:
Zu Beginn des Jahres haben das starke Wirtschaftswachstum und steigende Aktienkurse dazu geführt, dass vermehrt Gold abgestoßen wurde.

Doch dann gerieten die Börsen in Stress und viele Investoren schichteten ihre Portfolios um. Deutlich wird dies vor allem beim Markt für Goldmünzen und -barren.

Der Preisfall gegen Mitte des Jahres war eine gute Gelegenheit für einen Einstieg. In der Folge stieg der Verkauf von physischem Gold um fast ein Drittel auf fast 300 Tonnen im dritten Quartal 2018.

 

Die Suche nach Werterhalt – Gold als sicherer Hafen