Luc Frieden und die Grauzone – Weshalb sich das Patronat mit Michel Wurths Nachfolge schwertut

Luc Frieden und die Grauzone – Weshalb sich das Patronat mit Michel Wurths Nachfolge schwertut

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Michel Wurth tritt als Chef des Luxemburger Arbeitgeberverbands UEL ab. Sein Abschied hinterlässt eine Leere, die das Patronat nur schwer füllen kann. Die Arbeitgeberwelt steht vor einer Zäsur. 

Die Arbeitgeberwelt ist in Aufruhr. Jean-Jacques Rommes (Wirtschafts- und Sozialrat) hat kürzlich sinngemäß von einem Schulterschluss der Regierung mit den Gewerkschaften gesprochen. Robert Dennewald („Chaux de Contern“) hat sich gar als „Gilet jaune des Patronats“ bezeichnet. Und zudem tritt eine Persönlichkeit ab, die seit Jahrzehnten die Arbeitgeberseite anführt: Michel Wurth.

Als „l’homme qui pensait Luxembourg“ hat das Wirtschaftsmagazin Paperjam Michel Wurth in einem Artikel betitelt. Tatsächlich hinterlässt Wurth große Fußstapfen. Wenn man so will, ist er die Personifizierung des Luxemburger Erfolgsmodells. Als Erbe des Stahlbarons Paul Wurth steht er mit einem Fuß im 20. Jahrhundert.

Der Name Wurth steht für Industrie und Ingenieurskunst. Die alte Welt, die Luxemburg zum ersten Mal von den Früchten der Globalisierung hat kosten lassen. Die dem Großherzogtum zu Reichtum und Wohlstand verhalf.

Michel Wurth (rechts) und sein Nachfolger Nicolas Buck. 

Doch Michel Wurth steht auch für das Luxemburger Modell der Gegenwart. Als Finanzexperte hat er maßgeblich dazu beigetragen, Luxemburg den Weg in die Postmoderne zu zeigen. Mitten in der Strukturkrise Ende der 1970er Jahre hat er den Übergang von einem Industrie- in einen Finanz- und Bankenstandort mit eingeleitet. Bis heute gilt seine unsichtbare Hand bei der Anpassung an internationale Finanztrends und Rechtslagen als entscheidend. Diese Eigenschaften haben aus Wurth den „patron des patrons“ gemacht. Und selbst als er 2014 als Präsident von ArcelorMittal zurücktrat und de jure nicht mehr „Patron“ war, wurde seine Führungsrolle in der Welt des Patronats von niemandem beansprucht.

Das Erbe wird geteilt

Und so tut sich Wurth schwer, einen geeigneten Nachfolger für sein Erbe zu finden. Für die Präsidentenposten des Arbeitgeberverbands (UEL) und für die Handelskammer sollen mehrere Gespräche mit rund einem halben Dutzend Kandidaten geführt worden sein – ohne Erfolg. Also hat man entschieden, das Erbe zu teilen.

An der Spitze der UEL steht seit kurzem Nicolas Buck. Der 50-jährige Unternehmer aus einer Verlegerfamilie soll die aggressive Flanke des Patronats sein: ohne Rücksicht auf diplomatische Verstimmungen in der Öffentlichkeit wie in Verhandlungen die Interessen der Arbeitgeber vertreten.

Schleppende Suche bei der Handelskammer

Für den Posten der regierungsnahen Institution „Chambre de commerce“ verläuft die Suche schleppender. Die Handelskammer gestaltet sich aus 25 Mitgliedern, unterteilt in sechs Sektoren. Sie werden wie sämtliche Mitglieder der Berufskammern alle fünf Jahre gewählt, sofern es genügend Kandidaten gibt. Denn in der Regel konnten sich die Arbeitgeber bereits vorab auf Mitglieder und Präsidenten einigen – auch ohne Wahlen.

Gruppe 1 (Handel) und Gruppe 3 (Industrie) sind mit acht Mitgliedern die stärksten Sektoren. Seit der Gründung 1841 stammt der Präsident der Handelskammer aus diesen Bereichen. Als Faustregel gilt: Der Chef des größten Unternehmens des Landes wird Präsident der Handelskammer. Doch 2019 könnte sich das ändern. Denn manche Arbeitgeber liebäugeln mit einem Vertreter des Finanzplatzes an der Spitze der Handelskammer. Auch Wurth sagt, dass dieses mal der Präsident womöglich aus der kleineren Gruppe 4 (5 Sitze) kommen wird: Banken und Finanzen.

Give Frieden a chance?

Seit einem Artikel des Lëtzebuerger Land schwebt der Name Luc Frieden über der Kammer. Offiziell hat sich Frieden noch nicht dazu geäußert, aber seine Kandidatur gilt als gesichert. Er soll als Vertreter der BIL für die Liste 4 der ABBL kandidieren und anschließend Präsident werden. Doch der Name Frieden polarisiert. Seine politische Vergangenheit als Minister in CSV-Regierungen erweist sich als Hindernis. Bisher am lautesten hat sich Robert Dennewald (ehemaliger Vizepräsident der Handelskammer) gegen Frieden ausgesprochen.

„Er ist keiner von uns“, sagt Dennewald. Es dürfe nicht sein, dass ein Politiker an der Spitze des Patronats steht. „Das geht nicht, dann verliert die Kammer ihre Seele“, so der frühere Präsident der Fedil gegenüber dem Tageblatt. Doch auch der Umstand, dass ein Vertreter der Banken- und Finanzwelt an der Spitze sein soll, ist Dennewald zuwider. „Der Präsident muss aus der Industrie oder dem Handel kommen“, so Dennewald. Man könne den Finanzplatz in Luxemburg nicht noch weiter gegenüber den anderen wirtschaftlichen Sektoren bevorteilen.

Neuer Präsident muss «neutral und unabhängig» sein

Auch Wurth, der sich nicht zur Personalie Luc Frieden äußern will, sagt: „Der nächste Präsident darf kein Anhängsel einer politischen Partei sein.“ Er müsse neutral und unabhängig sein und sich von etwaigen politischen und journalistischen Verbindungen losgesagt haben. Und er müsse alle Mitglieder der unterschiedlichen Sektoren in der Kammer hinter sich haben. Das würde demnach für Frieden bedeuten, dass er sich nicht nur vollends von der CSV distanzieren, sondern wohl auch als Präsident des Verwaltungsrats vom Medienhaus Saint-Paul zurücktreten müsste.

Doch Luc Frieden stößt noch auf ein weiteres Hindernis. Denn als Präsident der „Chambre de commerce“ müsste er wohl auch von seiner Tätigkeit als Anwalt bei Elvinger Hoss Prussen absehen. Denn er könnte seine Zulassung als Rechtsanwalt verlieren. Während sich die Anwaltskammer der Stadt Luxemburg dazu nicht explizit äußern will, sagt der „Bâtonnier“ der Anwaltskammer von Diekirch, Me Trixi Lanners: „Ein Anwalt darf unter keinen Umständen in seiner Unabhängigkeit eingeschränkt sein.“ Als Vorsitzender der Handelskammer, eines „Etablissement public“, das die Interessen der Arbeitgeber vertritt, sei das jedoch nicht klar. „Es ist so lala“, sagt Lanners. Eine Grauzone. Sie würde gegebenenfalls den Anwalt vorladen, um eine Erklärung bitten und den Fall vom „Conseil de l’ordre“ prüfen lassen. „Nicht, weil wir jemandem schlecht gesonnen sind, sondern weil es unsere juristische Pflicht ist.“

Muller Guy
21. Februar 2019 - 3.15

Dat wier déi ideal Platz fir deen aalglaaten Lussert. An....weit weg vun Lëtzebuerg.

roger wohlfart
20. Februar 2019 - 9.25

Den Här Frieden kritt nach eng Plaaz zu Nouspelt gebak. Wéi wär ët dann als Ambassadeur beim Hëllege Stull ?