Die Fed-Cup-DNA im Blut: Wie Anne Kremer von einer Spielerin zur Kapitänin wurde

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Anne Kremer, die beste luxemburgische Tennisspielerin aller Zeiten, steht seit dem 13. Januar 2016 als Kapitänin in der Verantwortung bei der Damen-Nationalmannschaft. Vorher war die Luxemburgerin selbst über 20 Jahre in diesem Wettbewerb aktiv. Die 43-Jährige gibt einen Einblick in ihre jahrelange Fed-Cup-Erfahrung.

19. Juli 1991: An diesem Datum durfte Anne Kremer zum ersten Mal Fed-Cup-Luft schnuppern. Mit einem umkämpften Dreisatzsieg steuerte die damals 15-Jährige einen Punkt beim souveränen 3:0-Sieg gegen Bolivien bei. Nach mehr als 74 Nominierungen war dann im Jahr 2014 Schluss. In ihrer letzten Fed-Cup-Partie zog die FLT-Spielerin am Ende knapp den Kürzeren. «Es war für mich alles andere als einfach, diese Niederlage zu verkraften», erinnert sich die FLT-Spielerin nur ungern zurück.

Anfang 2016 begann für die ehemalige Weltranglisten-18. dann als Fed-Cup-Kapitänin ein neues Kapitel. Die Luxemburgerin wollte ihre Erfahrungen an kommende Generationen weitergeben. «Aus den letzten Jahren konnte ich viele positive Erkenntnisse ziehen. Ich habe vor allem gute Erinnerungen an mein erstes Jahr, als wir den Aufstieg in die Gruppe II der Europa-/Afrikazone perfekt gemacht hatten. Teamkapitänin zu sein, hat mich immer schon gereizt. Aufgrund meines Berufs bin ich nämlich nicht immer mehr im Kontakt mit dem Tennis. So bleibe ich dieser Sportart aber nach wie vor erhalten», so die 43-Jährige.

«Wir kennen uns sehr lange»

Am Grundgerüst der luxemburgischen Damen-Nationalmannschaft wurde in den letzten Jahren auch unter der Leitung von Kremer nur wenig gerüttelt. Nach wie vor zählen Mandy Minella, Claudine Schaul und seit 2015 auch Eléonora Molinaro zu den Säulen der einheimischen Fed-Cup-Mannschaft. Vor allem mit den beiden erstgenannten Spielerinnen erlebte Kremer noch als aktive Profispielerin viele gemeinsame Momente in diesem Wettbewerb. Am guten Verhältnis aller Beteiligten änderte dies aber nur wenig, obwohl Kremer nun in einer anderen Funktion dem Team angehört.

«Es ist ja kein Geheimnis, dass ich mich mit Claudine (Schaul) und Mandy (Minella) auch privat sehr gut verstehe. Wir kennen uns alle schon sehr lange und respektieren uns gegenseitig. Es wird manchmal nur ein wenig komplizierter für mich, wenn ich einmal lauter eingreifen muss», erklärt die Teamchefin mit einem Schmunzeln. «Jeder tickt in verschiedenen Situationen nämlich anders. Deshalb muss ich mich auf die jeweilige Person einstellen. Vielleicht gelingt mir das dann besser, weil ich sie schon länger kenne. Aber es ist auch eine Herausforderung für mich, die richtigen Worte zu finden. Ich hatte auch nicht erwartet, dass dies so schwer sein könnte», verrät sie.

Vielseitige Aufgaben

Kremers Aufgabenbereich ist vielseitig. Sie unterstützt die Spielerinnen nicht nur während der Partien auf der Bank, sondern leitet auch Trainingseinheiten selbst. «Seit Dezember habe ich bereits angefangen, mit den anderen – abgesehen von unseren beiden WTA-Spielerinnen Mandy Minella und Eléonora Molinaro – zu trainieren. Des Weiteren besteht meine Rolle darin, mich um die Aufgaben zu kümmern, die außerhalb des Tennisplatzes anfallen. Meine Spielerinnen sollen sich nicht mit organisatorischem Geplänkel herumplagen, sie sollen sich voll und ganz auf das Sportliche konzentrieren können. Ich halte ihnen also somit ein wenig den Rücken frei», stellt Kremer klar.

Den Kontakt mit den Spielerinnen pflegt die ehemalige Weltranglisten-18. der Welt auch außerhalb der Fed-Cup-Kampagne. Dabei mischt sich Kremer aber nicht in die Trainingspläne der jeweiligen Sportlerinnen ein. «Diese haben Strukturen und Trainer, die sich hierum kümmern. Ich stehe bei Bedarf selbstverständlich aber immer wieder gerne für jeglichen Rat zur Verfügung. Wie gehe ich als Spieler z.B. mit einer Phase um, in der die guten Resultaten ausbleiben? Wie schaffe ich es, aus diesem Loch wieder herauszukommen? Auf diese Fragen habe ich einige Antworten und kann Tipps geben, wie man mit solchen Situationen umgehen könnte.»

Türkei 2002: «Ein bitterer Moment»

Dass der Fed Cup einen hohen Stellenwert bei Kremer genießt, belegt auch ein Blick auf ihre Statistik. Anne Kremer hält nämlich den nationalen Rekord der meistgespielten Partien (118 insgesamt). 61 Mal, davon 45 im Einzel und 16 Doppel, konnte sie den Platz als Siegerin verlassen. «Dieser Wettbewerb war immer ein fester Bestandteil in meiner Turnierplanung. Für Luxemburg zu spielen, war sehr speziell. So konnte ich meinem Land etwas zurückgeben. Deshalb stand es für mich – im Falle, dass ich nominiert wurde – auch außer Frage, den Fed Cup einmal auszulassen», meint die Luxemburgerin.

In ihrer mehr als 20-jährigen Fed-Cup-Geschichte musste die Rechtshänderin verständlicherweise auch einige bittere Momente zurückstecken. Vor allem ein Auftritt blieb der Spielerin der «Schéiss» noch ganz gut in Erinnerung: In der Türkei im Jahr 2002 hatten Kremer und Schaul nämlich im Play-off-Spiel der Gruppe I gegen Holland die Möglichkeit, in die Weltgruppe aufzusteigen. «Leider sollte uns dies nicht gelingen. Im Doppel mussten wir uns einem Weltklasse-Duo nur knapp geschlagen geben, obwohl wir in Führung lagen. Das war ein sehr bitterer Moment, denn wir spielten eigentlich eine richtig gute Begegnung», erinnert sich die heutige Teamchefin zurück. «So nah wie 2002 waren wir noch nie an der Weltgruppe. Doch in die höchste Klasse aufzusteigen, ist verdammt schwer. Vielleicht fehlte es uns zu dieser Zeit auch an einem eingespielten Doppel. Andere Nationen hatten in diesem Bereich schon gewisse Vorteile auf uns», stellt Kremer im Nachhinein fest.