Die Diskussionen um neuen PAG von Sanem gehen weiter – Niederkorner wehren sich

Die Diskussionen um neuen PAG von Sanem gehen weiter – Niederkorner wehren sich

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Widerstand gegen den neuen allgemeinen Bebauungsplan (PAG) von Sanem kommt nach dem Protest von „déi Lénk“ auch von zwei Einwohnern aus Differdingen, genauer gesagt aus dem Ortsteil Niederkorn. Es geht um ein rund 200 Meter langes Stück Straße, regelwidrige Lkw-Wendemanöver und den Verkehr im dicht bebauten Süden.

Wenn die beiden Einwohner von Niederkorn zu Hause aus ihren Fenstern blicken, sehen sie tagtäglich Lkws über Bordsteine fahren oder über die Gegenfahrbahn wenden. Der Verkehr auf der viel befahrenen rue Pierre Gansen stockt, Gepiepe und das Zischen der Bremsen begleiten die Manöver.

Die langen Transporter üben sich in einem schwierigen Abbiegemanöver, um von der rue Pierre Gansen in die rue Haneboesch einzubiegen. Dort sitzt das Bauunternehmen CBL. „Unhaltbar“, finden beide. Nur wenige Meter weiter geht die rue Haneboesch, die zur Gemeinde Differdingen gehört, in die rue de l’Industrie über. Dieser Teil der Straße liegt auf Sanemer Gemeindegebiet. Im dicht besiedelten Süden ist das nichts Ungewöhnliches. Gemeindegrenzen trennen schnell Wohnviertel und Straßen, Namen ändern sich.

Die kleine rue de l’Industrie gerät schon einmal in die Schlagzeilen. Neben dem Unternehmen gibt es Wohnhäuser in der Straße, die am Ende auf beiden Seiten von Grünparzellen umgeben ist. Sanemer Gemeindegebiet. Als auf dem Gelände des Bauunternehmens ein paar Wochen lang mehrere tausend Kubikmeter Erde Altlasten abgetragen werden, ist das Lkw-Aufkommen hoch. Die Anwohner in der Straße beschweren sich.

Sperrung wird abgewendet

Der Sanemer Bürgermeister Georges Engel (LSAP) zieht die Notbremse. Er will den hinteren Teil der Straße sperren. „Die Anwohner in dem betroffenen Teil der Straße sind Einwohner der Gemeinde Sanem und ich als Bürgermeister bin für alle Sanemer da“, sagt der Deputé-Maire von Sanem. Eine kurzfristig einberufene Bürgerversammlung glättet die Wogen, die Straße bleibt offen. Da hatten sich die Lkw-Fahrer aber schon an den „Umweg“ über das andere Ende der Straße auf Differdinger Gemeindegebiet gewöhnt. Dort müssen sie die steile Spitzkehre machen und tun dies bis heute.

Dann kommt der neue allgemeine Bebauungsplan (PAG) von Sanem. In diesem ist nicht nur ein Teil der rue de l’Industrie, sondern auch zwei Grünlandparzellen und ein Teil der rue de Niederkorn (CR 175) als „Zone verte“ ausgewiesen. Die beiden Nachbarn werten die Klassifizierung zur „Zone verte“ nach dem Scheitern der Sperrung als neuen Versuch der Gemeinde Sanem, Verkehr auf Differdingen abzuwälzen. „Das ist nicht richtig“, kontert Bürgermeister Engel, „das Bauunternehmen sitzt auf dem Gebiet der Gemeinde Differdingen; wer spielt hier wem den Verkehr zu?“. Am 11. Januar 2019 wird über die Änderungsanträge im Gemeinderat abgestimmt. Die „Zone verte“ wird durchgewinkt.

Georges Engel, LSAP-Bürgermeister von Sanem, weiß, dass niemand mit noch mehr Verkehr zufrieden sein kann, fühlt sich allerdings in allererster Linie für Sanem zuständig. „Die Menschen sollen unter guten Bedingungen in der Gemeinde wohnen können, deshalb wollen wir die rue de l’Industrie sanieren und einen Bürgersteig bauen“, sagt er. Auch dagegen wehren sich die beiden Niederkorner. Zu viele Fragen bleiben ungeklärt. Käme nämlich der Trottoir, ist die dort ehedem nur fünf Meter breite Straße zu schmal und nicht mehr für den Lkw-Verkehr zu nutzen. Das schafft ebenfalls Fakten.

Alternative wäre ein Umweg

Alternativen zur Zufahrt zur rue de l’Industrie hätte es gegeben, sie wurden auch geprüft. Das bestätigen der Sanemer und der Differdinger Bürgermeister auf Nachfrage. Eine neue Straße mit direkter Zufahrt über die „Zone industrielle Haneboesch“ wäre die Lösung. Kein Anwohner würde beeinträchtigt, es gäbe keine Wendemanöver mehr.

Sie wird geprüft, erweist sich allerdings als „höchst improbabel“, wie Engel sagt. „Das Wirtschaftsministerium hat das abgelehnt“, sagt Roberto Traversini („déi gréng“), Bürgermeister von Differdingen.

Die zweite, von der Gemeinde Sanem ins Spiel gebrachte Alternative ist ein kilometerlanger Umweg. Um den Autobahnanschluss zu erreichen, müssten die Lkws durch Niederkorn, entlang des Recyclingcenters und „Gadderscheier“ fahren. Das bedeutet mehr Verkehr für Differdingen. Dessen Bürgermeister ist die Problematik vertraut. „Wir sind seit zwei Jahren damit beschäftigt“, sagt Traversini, „es ist einfach nicht sinnvoll, die rue de l’Industrie zuzumachen, und ich finde das überhaupt nicht gut“.

Die Sache liegt nun im Innenministerium. Wie zuletzt die beiden Räte von „déi Lénk“ im Sanemer Gemeinderat monieren die Niederkorner nun Formfehler bei der Abstimmung im Sanemer Gemeinderat. Einer davon ist die Tatsache, dass die neue „Zone verte“ über ein Stück „Staatsstraße“ verläuft, die rue de Niederkorn (CR 175).