Der Finanzplatz in Luxemburg wächst langsamer als der Rest der Wirtschaft

Der Finanzplatz in Luxemburg wächst langsamer als der Rest der Wirtschaft

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Seit Jahren wollen die Regierenden in Luxemburg die nationale Wirtschaft diversifizieren. Und in den letzten 17 Jahren ist der Finanzsektor im Schnitt tatsächlich langsamer gewachsen als der Rest der Wirtschaft. Ob das Land aber weniger abhängig von ihm ist als früher, darf bezweifelt werden.

Lesen Sie zu diesem Thema auch den Kommentar von Christian Muller

Der Finanzsektor ist überaus wichtig für das Land. Er steht für 11 Prozent aller Arbeitsplätze (46.000) und für ein Viertel der Wertschöpfung der Luxemburger Wirtschaft. Im europäischen Durchschnitt hat der Sektor weniger Gewicht: 2,6 Prozent bei der Beschäftigung und fünf Prozent bei der Wertschöpfung.

In den letzten 17 Jahren ist er jedoch langsamer gewachsen als der Rest der nationalen Wirtschaft, ist in der rezent veröffentlichten „Analyse sectorielle de l’économie luxembourgeoise – version 2018“ der Luxemburger Arbeitnehmerkammer (CSL) zu lesen. In dem Bericht wird die Entwicklung der letzten 17 Jahre (2000-2017) unter die Lupe genommen.

Trotz eines starken Einbruchs der vom Sektor erwirtschafteten Wertschöpfung im Rahmen der Finanzkrise von 2008 (siehe Grafik 1) hat sich der Sektor seit 2000 in Luxemburg stärker entwickelt als bei den Nachbarländern, schreibt die CSL. In Deutschland ist beispielsweise die Wertschöpfung des Sektors drastisch eingebrochen. Er erwirtschaftet heute nur noch rund 80 Prozent so viel wie vor 17 Jahren. Bloomberg zufolge sind seit 2000 satte 188.000 Stellen im Sektor weggefallen. Auch in Belgien liegt die erwirtschaftete Wertschöpfung weiterhin unter dem Wert von vor 17 Jahren.

In dem untersuchten Zeitraum ist der Luxemburger Finanzsektor im Schnitt um 2,2 Prozent pro Jahr (siehe Grafik 2) gewachsen, schreibt die CSL. Die gesamte Luxemburger Wirtschaft aber hat schneller, um 2,6 Prozent pro Jahr, zugelegt. Die Banken haben also das durchschnittliche Wachstum des Landes verlangsamt, so die CSL. Zahlen des statistischen Instituts Statec zeigen, dass der Finanzplatz an Gewicht verloren hat. Stand er im Jahr 2000 laut Statec noch für 28,2 Prozent der Luxemburger Wirtschaftsleistung, so waren es 2017 nur noch 26,5 Prozent. 1995 waren es erst 24 Prozent.

Mit diesen 2,2 Prozent Jahreswachstum landet Luxemburg nur im europäischen Mittelfeld. Noch bis 2008 war Luxemburg schneller gewachsen – danach jedoch langsamer als Frankreich und zum Teil auch als Belgien.

Die Produktivität fällt

Dies gilt aber nur für die Entwicklung der Wertschöpfung des Sektors. Die Beschäftigung im Sektor hat weiterhin sehr stark zugelegt. Mit einem Zuwachs von 57 Prozent in 17 Jahren zählt Luxemburg zu den europäischen Spitzenreitern (siehe Grafik 3).

 

Das Zusammenspiel der beiden Faktoren führte dann dazu, dass das Großherzogtum zu den wenigen europäischen Ländern zählt, in denen die Produktivität pro Arbeitsplatz im Finanzsektor (Grafik 4) in den letzten 17 Jahren gesunken ist.

 

Hintergrund der vielen Neueinstellungen, die die Banken getätigt haben, sind zum Großteil die neuen Regeln und Gesetze, an die sich die Banken nach 2008 nun halten müssen. Der Sektor darf aber optimistisch bleiben. Trotz des kleinen Rückgangs der Produktivität pro Arbeitsplatz liegt der in Luxemburg pro Arbeitsstelle erwirtschaftete Mehrwert (mit 282.000 Euro pro Arbeitsplatz) weit abgeschlagen an der Spitze. Auf dem zweiten Platz folgt der Wettbewerber des Finanzplatzes, Irland, mit 218.000 Euro (Grafik 5).

Ob der Finanzplatz aber nun wirklich am Schrumpfen ist, wird allein aus diesen Zahlen nicht ersichtlich. Es wird nämlich nicht mitgerechnet, was die indirekten Auswirkungen des Sektors auf die luxemburgische Wirtschaft sind – also der Umsatzeffekt für Restaurants, Hotels usw.

Im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien beispielsweise hat die CSL-Studie ein durchschnittliches Wachstum der Wertschöpfung um 9,1 Prozent gemessen. Die Zahl der Jobs im Sektor hat sich innerhalb von 17 Jahren mehr als verdoppelt. Wie viele dieser Firmen für Finanzinstitute arbeiten, geht nicht aus den Zahlen hervor. Schätzungsweise aber dürften es viele sein.

Zudem gilt es, anzumerken, dass sich verschiedene Teile des Finanzsektors mit einer unterschiedlichen Geschwindigkeit entwickeln. Während die Banken an sich ein Minus in der Entwicklung verbuchen, wachsen Versicherungen und Finanzdienstleister mit mehr als vier Prozent pro Jahr.

Le républicain
11. Oktober 2018 - 18.10

Auch wenn die indirekten Auswirkungen des Finanzdienstleistungssektor auf das Bruttosozialprodukt des Landes schwer zu schätzen sind gilt noch immer die Faustregel das dieser Sektor 1/3 des Gesamtvolumen stellt.....also Luxemburg ist weiterhin a stark abhängig von diesem Sektor, so oder so....sowie früher eben von der Stahlindustrie...was dann auch mal problematisch werden könnte....auf lange Sicht.