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Der Film „Grand H“ lässt Luxemburger erzählen, wie (und warum) sie Flüchtlingen helfen

Der Film „Grand H“ lässt Luxemburger erzählen, wie (und warum) sie Flüchtlingen helfen

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Sie haben als Privatpersonen Flüchtlinge bei sich zu Hause aufgenommen, helfen ihnen als Anwalt bei den Prozeduren oder versuchen, sie als NGO zu unterstützen. Der Film „Grand H“ von Frédérique Buck wirft das Schlaglicht auf die Helfer einer Flüchtlingsproblematik, die noch lange nicht vorbei ist.

Ein grauer Hintergrund, ein Stuhl und Menschen, die erzählen. Frédérique Buck hat sich in ihrem neuen Film „Grand H“ entschieden, das Setting einfach zu halten, um den Fokus auf die zu lenken, um die es geht: die Menschen, die sich dazu entschlossen haben, Flüchtlingen zu helfen. Da wäre zum Beispiel eine Luxemburgerin, die einen Flüchtling beim Joggen kennenlernte und beschloss, ihn bei sich aufzunehmen. Oder eine Lehrerin, die Flüchtlinge in der Schule begleitet.

„Ich wollte nicht zeigen, was diese Menschen machen“, sagt Buck. Das könne man mit drei Klicks im Internet herausfinden. Ihr sei es darum gegangen, zu zeigen, in welchem Kontext die Helfer sich engagieren, wieso sie sich engagieren und vor allem, wo ihre Grenzen sind. „Wenn man einen Flüchtling bei sich aufgenommen hat und so viel Zeit mit ihm verbracht hat, ist man bereit, sehr weit zu gehen, damit er bleiben kann“, erklärt die Filmemacherin.

„Integration entsteht nicht nur durch Gesetze“

Frédérique Buck fiel vor etwa drei Jahren zum ersten Mal mit ihrem Projekt «I am not a refugee» auf. Damals hatte sie beschlossen, Flüchtlinge zu porträtieren, um ihnen ein Gesicht und einen Namen zu geben. Es ging darum, die Personen wieder zu Menschen zu machen, die in der breiten Öffentlichkeit einfach nur als „die Flüchtlinge“ gesehen werden. Mit ihrem neuen Film macht sie dasselbe. Nur, dass diesmal die Helfer im Vordergrund stehen.

„Es sind gut integrierte Menschen, die nicht speziell politisch sind, die aber durch das, was sie tun, politisch handeln“, sagt Buck. Solidarität und Offenheit seien in unserer Zeit politische Signale geworden. Über Integration werde viel gesprochen, vor allem von Politikern, die Migration ablehnen. Von den moderaten Politiker höre man wenig, meint Buck – denn die glauben, ihre Wähler seien dem Thema abgeneigt. „Im Film kommen deshalb Menschen zum Wort, die wissen, was Integration bedeutet“, sagt die Filmemacherin. „Denn Integration entsteht nicht nur durch einen gesetzlichen Rahmen, sondern dann, wenn die Menschen zusammenfinden.“

„Mein Ziel ist es nicht, Menschen zu überzeugen“

Ihr Ziel sei es nicht, durch den Film irgendjemanden von irgendetwas zu überzeugen. Und auch nicht, Lösungen anzubieten. „Es geht vielmehr darum, das Engagement dieser Menschen zu zeigen – und auch die Grenzen dieses Engagements zu zeigen.“ Die Zuschauer sollen zum Nachdenken angeregt werden. Durch den Fokus auf die Helfer soll die Identifikation des Publikums mit den Protagonisten leichter fallen. „Wenn man jemanden sieht, der wie man selbst ist und der Flüchtlinge bei sich zu Hause aufnimmt, dann löst das etwas bei einem aus“, glaubt Buck.

Durch die Erzählungen der Menschen erfährt der Zuschauer auch, vor welchen Problemen die Flüchtlinge in Luxemburg stehen. „Man ist schnell verleitet zu glauben, dass hier alles gut läuft“, sagt Buck. „Wenn man aber mit den Flüchtlingen zu tun hat und von ihren Schicksalen hört, dann wird einem schnell klar, dass es nicht unbedingt so ist.“ Sie spricht von einer kafkaesken administrativen Maschine. Einem System, das so kompliziert ist, dass die Flüchtlinge nicht einmal verstehen, welche Rechte sie eigentlich haben. Und Prozeduren, die Jahre dauern können.

Der Film soll aber auch eine Erinnerung daran sein, dass die Flüchtlingsproblematik noch lange nicht gelöst ist. Seit Anfang dieses Jahres haben mehr als 1.300 Personen den Flüchtlingsstatus in Luxemburg beantragt. Diese Menschen sind angewiesen auf die Helfer, die Frédérique Buck in „Grand H“ zeigt.

 

Der Film läuft ab Donnerstag täglich im Utopia auf dem Limpertsberg.