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Dem Wald zuliebe: Wie wichtig der Förster für einen gesunden Wald ist

Dem Wald zuliebe: Wie wichtig der Förster für einen gesunden Wald ist

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Wann haben Sie das letzte Mal einen Waldspaziergang gemacht? Sollten Sie das in nächster Zeit tun, werden Ihnen bestimmt seltsame Markierungen auf den Bäumen auffallen, auch hören Sie vielleicht das eine oder andere «Opgepasst!» durch den Wald hallen und das röhrende Geräusch einer Kettensäge. Für diese Jahreszeit ist das ganz normal, denn Mitte November beginnt die «Coupe» in Luxemburg. Dann wird im Wald gearbeitet.

Das Tageblatt hat Förster Eric Dimmer in den Wald begleitet und mit ihm über seinen Beruf, den Nutzen der Forstarbeit und die Auswirkungen der Trockenheit auf den Wald gesprochen. Der Leiter der Abteilung für Wald in der Naturverwaltung erklärte uns, wie es dem Luxemburger Wald geht und wie sich der Wald in unserer Region entwickelt hat.


Kein Wald ohne Förster

 

Das oberste Ziel der Forstwirtschaft ist die Wertholzproduktion. Doch brachiale Rambo-Methoden, um maximalen Profit aus den Wäldern herauszuholen, werden dafür in Luxemburg schon lange nicht mehr eingesetzt. Das Forstwesen von heute setzt auf Nachhaltigkeit und Biodiversität. Das Tageblatt hat den Förster Eric Dimmer durch den Wormeldinger Wald begleitet und einen Einblick in die moderne Forstarbeit erhalten.

Die Baumschule in Flaxweiler, vor der Förster Eric Dimmer sein Büro hat, liegt direkt an einer Ausfahrt der A1. Ein Schild markiert die Einfahrt zur «pépinière». Hier befindet sich das Gebäude der Naturverwaltung. Im Innenhof stehen zwei Geländewagen. Autobahngeräusche im Hintergrund.

Förster Eric Dimmer wartet bereits in seinem Büro. In dem kleinen Arbeitszimmer steht eine Empfangstheke, darauf liegen Infobroschüren. An der Wand hängt eine große Karte der Gegend, auf der sein Forstrevier markiert ist. Dimmer ist für die Waldgebiete in Flaxweiler und Wormeldingen zuständig.

Auf die Baumschule angesprochen, erklärt der Förster, dass diese Bäume nicht für den Einsatz im Wald vorgesehen sind. Die erst kniehohen Bäumchen werden nur gebraucht, wenn Kompensationsmaßnahmen anfallen. In Luxemburg setze man auf «Waldverjüngung», sagt Eric Dimmer.

Ein trockener Sommer

35% Luxemburgs
sind bewaldet

Mit dem Geländewagen geht es in ein nahe gelegenes Nadelwaldstück, das zum Revier «Triage de Wormeldange» gehört. Auf dem Weg dorthin fällt auf: Die Trockenheit des vergangenen Sommers hat auch bei den Bäumen ihre Spuren hinterlassen. Einige leuchten in herbstlichen Farben – dabei ist es eigentlich noch zu früh dafür. Hatte die Trockenheit ebenso große Auswirkungen auf die Forst- wie auf die Landwirtschaft? Nein, meint Dimmer. Wälder seien in dieser Hinsicht widerstandsfähiger. Es müssten schon mehrere Sommer nacheinander so trocken werden, damit wirkliche Schäden entstünden.

Allerdings kann eine Trockenphase bei Bäumen eine Stressreaktion auslösen – sie können dann ihre Blätter abwerfen. In über 90 Prozent der Fälle wird der Baum im nächsten Jahr aber wieder Blätter haben, sagt Dimmer. Ein größeres Problem ist der Borkenkäfer, der sich wegen des heißen Sommers stark vermehrt hat. Und weil die Bäume in der Hitze weniger Harz produzieren konnten, sind sie anfälliger für die Schädlinge. Auch im «Triage de Wormeldange» gibt es Probleme mit den Insekten. Aber da der Anteil an Nadelbäumen relativ gering in diesem Revier sei, gäbe es hier weitaus weniger Probleme als zum Beispiel im Ösling. Auf den Borkenkäferbefall reagieren müsse man trotzdem, sagt Dimmer. Betroffene Bäume werden gefällt.

Die Arbeit im Wald

Eric Dimmer liebt seinen Job. Im Wald ist er in seinem Element. Zu seinen Aufgaben als Förster gehört es, die Bäume zu markieren, die wegsollen. Weil das Ziel die Wertholzproduktion ist, werden vor allem krumme oder stark beästete Bäume gefällt, erklärt Dimmer. So können kräftige und gerade Bäume besser gedeihen.

Der Förster «spricht» die Bäume an: Er betrachtet sie, überprüft, ob sie beschädigt sind, schätzt ihre Höhe ein und achtet, ob sie durch ihre Beschaffenheit nicht «wertvolleren» Bäumen im Weg stehen. Denn: «Forstarbeit hat auch immer etwas mit der Dosierung des Lichts im Wald zu tun.»

Das Ganze erinnert ein wenig an die Gartenpflege. «Wir fördern die wertvollsten Bäume», erklärt Dimmer. Hat sich der Förster entschieden, markiert er den Baum mit einem weißen Kreuz – in diesem Fall eine Douglasie. 3,1 Prozent der Luxemburger Waldbestände bestehen aus diesen Nadelbäumen (Stand: 2011). Die Douglasie kommt ursprünglich aus Nordamerika.

Zur Seite steht Dimmer der Waldarbeiter Vitor Barrela, der seit 30 Jahren Bäume mit seiner Motorsäge fällt. Barrela weiß durch die Markierungen, welcher grüne Riese weg muss. Aber einfach umsägen geht nicht. Barrela macht sich zuerst einen Plan, in dem die Fallrichtung bestimmt wird. Der Baum soll schließlich beim Umfallen keine anderen beschädigen. 29 Meter hoch ist der Nadelbaum im Wormeldinger Wald. Auf doppelter Distanz darf in Fallrichtung kein Hindernis stehen. So lautet die Sicherheitsregel.

Baum fällt!

Als er die Kettensäge anwirft, erklärt mir Eric Dimmer, dass beim Fällen von Bäumen normalerweise niemand in der Nähe sein darf – aus Sicherheitsgründen. Mit seiner Säge schneidet Barrela zuerst eine sogenannte Fallkerbe aus der Douglasie. Diese beträgt ein Drittel des Baumdurchmessers. Mit ihr wird die Richtung bestimmt, in der der Baum fallen soll. Dann heißt es in Sicherheit gehen. Denn auch mit Fallkerbe könnte der Baum ausreißen und irgendwo anders hinfallen. «Am besten stellt man sich im 45-Grad-Winkel von der Fallrichtung entfernt», sagt Dimmer.

Mit der Axt «putzt» Barrela den Baum. Dann schneidet er auf der gegenüberliegenden Seite in den Stamm. Das laute Geräusch der Motorsäge schallt durch den Wald. Anschließend treibt er mit Hammerschlägen zwei Keile in den angesägten Stamm. Nach dem zweiten Metallkeil knackt es mehrmals – das Geräusch von brechendem Holz. Der Baum neigt sich, fällt aber nicht sofort um. Erst nachdem der Waldarbeiter noch einmal die röhrende Säge ansetzt, kann der Stamm das Gewicht nicht mehr tragen und kippt um. «Opgepasst», hallt es durch den Wald. Mit einem dumpfen Schlag kracht der Baum auf den weichen Boden. Dann herrscht wieder Stille.

Sicherheit geht vor

Bevor er sich daran macht, die Douglase weiter zu bearbeiten, schaut sich Barrela aus Sicherheitsgründen das Geäst der benachbarten Bäume an. Schließlich könnten noch lose Äste herunterfallen. Sicherheit spielt eine große Rolle bei der Waldarbeit. «Es ist ein gefährlicher Job», betont Eric Dimmer. Vitor Barrela hat eine Sicherheitshose und Sicherheitsschuhe an. Er trägt einen Helm, der sowohl vor Splittern schützt als auch mit Ohrenschützern ausgestattet ist.

Die Sicherheit habe sich in den vergangenen Jahren verbessert, meint Barrela. Mittlerweile sind Kettensägen mit einem Blockiermechanismus ausgestattet, wodurch die Säge automatisch gestoppt wird, wenn ein Hebel betätigt wird. Auch sind in der Maschine Dämpfer installiert, die die Vibrationen abfedern. Durch die starken Erschütterungen könnten auf Dauer die Gelenke der Waldarbeiter geschädigt werden. «Vor 30 Jahren wurde noch nicht so viel Wert auf Sicherheit gelegt, wie das heute der Fall ist», sagt Dimmer. Eine gute Sache, findet auch Barrela.

Der Waldarbeiter macht sich jetzt daran, den gefällten Baum zu bearbeiten. Das Geäst muss entfernt werden. Die Luft wird von einem Geruch nach erhitztem Nadelholz durchströmt, als Barrela die Säge ansetzt. Als erfahrener Holzfäller braucht er für diese Aufgabe nur ein paar gut gesetzte Schnitte.

11.000 Menschen arbeiten in Luxemburg im Wald- und Holzsektor

Nun wird der «kahle» Baum portioniert. Eric Dimmer setzt ein spezielles Maßband an und markiert die Schnittstellen. Dann sind wieder Barrela und seine Motorsäge an der Reihe. Direkt am Stamm sägt er eine Scheibe ab. «Das ist wie ein Buch», betont Dimmer. An den Jahresringen könne man ablesen, wie alt der Baum sei und wie gut er gewachsen sei. Die gefällte Douglasie ist rund 50 Jahre alt. «Die ist noch von meinem Vor-Vorgänger», sagt Dimmer. In der Mitte ist der Kern, die Jahresringe sind mal dick, mal sind sie schmal und liegen dicht beieinander. Sind die Ringe breit, konnte der Baum gut wachsen. Sind sie eher schmal, waren die meteorologischen Umstände im Wald nicht so vorteilhaft – zu trocken oder zu wenig Sonne.

Das Holz bleibt an Ort und Stelle liegen. Am nächsten Tag wird es mit einer Seilwinde über die Rückegasse abtransportiert (siehe Kasten). Die «Coupe» (der Zeitpunkt im Jahr, zu dem gefällt wird) beginnt normalerweise Mitte November und dauert bis Mitte Februar. Dann hat Barrela alle Hände voll zu tun: Bis zu 30 Bäume muss er pro Tag fällen. Laut Statec wurden 2017 in Luxemburgs Wäldern 351.000 Kubikmeter Holz produziert, das sind rund 94 Olympische Schwimmbecken voll mit Holz. Ein Großteil wird exportiert.


Die Rückegasse

Zum Schutz des Waldbodens erfolgt der Abtransport des Holzes per Stahlseilwinde nur über diese Gassen. Denn durch die schweren Waldmaschinen wird der lockere Waldboden beschädigt. Allein einmal über den Boden fahren kann eine Verdichtung des Bodens um 80 Prozent bewirken, erklärt Eric Dimmer.

Um das zu vermeiden, benutzen Fahrzeuge nur die gekennzeichneten Rückegassen. In kalten Wintern gefriert der Boden und die Schäden halten sich in Grenzen. Das war die letzten Jahre aber nicht der Fall. Die Rückegassen verlaufen parallel durch den Wald. Sie sind durch zwei Striche auf den Bäumen gekennzeichnet.


Das Forstwesen ruht auf drei großen Säulen, erklärt Dimmer: dem ökonomischen Nutzen, dem ökologischen und dann dem menschlich-sozialen Faktor. Heute werde anders im Forstwesen gearbeitet als früher. Ein wichtiges Schlagwort ist Waldverjüngung. Während man früher – und in manchen Ländern auch heute noch – Kahlschlag betreibe und danach neue Bäume hinpflanze, setze man heute auf den natürlichen Nachwuchs des Waldes. «In Belgien wird noch immer viel mit der Kahlschlagmethode gearbeitet, das ähnelt dann aber mehr einer Plantage», erklärt Eric Dimmer.

Sinnvolle Unordnung

Die Förster in Luxemburg arbeiten hingegen so, dass eine möglichst hohe Diversität im Wald erhalten bleibt. Jüngere Bäume neben älteren – mehrere Generationen nebeneinander. In der Nähe der älteren Pflanzen sind bereits kleinere Setzlinge: So verjüngt sich der Wald von selbst. «Wir pflanzen keine Bäume aus Baumschulen hier an», sagt Dimmer.

Zu dieser ökologischen Forstwirtschaft gehört auch, dass man Äste auf dem Boden liegen lässt. Darin befinden sich 80 Prozent der Nährstoffe, die im Baum gespeichert sind. So gelangen diese wieder zurück in den Boden. «Wenn sich ältere Kollegen mein Revier anschauen, dann sagen sie oft, dass es doch recht ‹unordentlich› hier aussieht», scherzt der Förster. Das sei aber normal, früher hätte man hier wahrscheinlich kein Geäst liegen gelassen.

Eine weitere ökologische Besonderheit kann man in Laubwäldern finden. An manchen Bäumen befinden sich seltsame weiße Schildchen. Das sind Biotop-Bäume. Hier überwiegt der ökologische Nutzen den ökonomischen. Meistens sind diese Bäume krumm oder haben abgebrochene Äste. Sie werden trotzdem nicht gefällt. Auf jedem Hektar Laubwald stehen durchschnittlich vier Biotop-Bäume, erklärt Dimmer. In Nadelwäldern seien es weniger, weil Nadelholz seltener Totasthöhlen ausbilden. Wenn sie umfallen, werden sie liegen gelassen. Insekten und kleine Tiere können darin wohnen, Pilze verzehren den toten Baum und die Nährstoffe gelangen wieder zurück in den Boden. Deshalb haben auch diese Bäume einen indirekten ökonomischen Nutzen.

Der Beruf des Försters hat in den vergangenen Jahrzehnten einige Veränderungen erfahren. Wie in vielen Berufen wird auch hier die Arbeit am Schreibtisch immer wichtiger. «Fifty-fifty», meint Dimmer. Der Förster von heute muss sich auch um andere Aufgaben kümmern. Er muss Privatwaldbesitzer beraten, Forstsünder sanktionieren und Gutachten schreiben. «Das gehört auch zum Alltag. Es gibt Wochen, da komme ich nicht ein einziges Mal in den Wald.»


Zur Person

Eric Dimmer ist 36 Jahre alt. Seit 2007 ist er fest bei der Natur- und Forstverwaltung angestellt und seit 2009 ist er im «Triage de Wormeldange». Sein Revier erstreckt sich über Wormeldingen und Flaxweiler. Er liebt seinen Beruf. Besonders dann, wenn er in der Natur unterwegs sein kann.


Ein Meer aus Bäumen

 

Der europäische Wald hat sich mit dem Erscheinen des Menschen verändert. Die technischen Entwicklungen hatten einen großen Einfluss auf die Landschaft und erschufen den Wald, wie wir ihn heute kennen.

Vor 12.000 Jahren endete die letzte Eiszeit in Europa. Die europäische Tundra weicht über Jahrtausende einem immer dichter werdenden Wald. In der Mittelsteinzeit, 7.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung, begannen die Menschen sich niederzulassen und nur noch halb-nomadisch zu leben. Auf kleinen Lichtungen, durch Brandrodung dem Waldgebiet abgewonnen, bewirtschaften die Steinzeitmenschen den Boden. Diese Kulturflächen wurden allerdings jedes Jahr wieder aufgegeben, wenn die Halb-Nomaden weiterzogen, erklärt Marc Wagner, Leiter der Abteilung Wald im Nachhaltigkeitsministerium.

«Die Neusteinzeit (vor 7.200 Jahren) brachte eine tiefgreifende Umwälzung: Die Menschen blieben mehrheitlich sesshaft und die bestellten Flächen wurden wegen des Bevölkerungswachstums immer größer», sagt Wagner. Doch noch immer bildeten Felder und Gärten nur Inseln in einem endlosen Meer aus Wald. Dieses Verhältnis zwischen Wald und Ackerland sollte sich aber in der Bronzezeit (vor 4.000 Jahren) ändern: Große Waldflecken prägten die Landschaft. In der späten Eisenzeit (350 vor unserer Zeit) und in gallo-römischer Zeit (50 v. Chr.) wurde der Wald immer mehr für Heiz- und Bauzwecke beansprucht, sodass zu Ende der Römerzeit kaum mehr Wald in unserer Gegend übrig blieb, erklärt der Abteilungsleiter im Nachhaltigkeitsministerium.

In den nachfolgenden Jahrhunderten konnte sich der Wald allerdings erholen. Um 700 gab es in der Gegend wieder eine dichte Bewaldung mit einigen städtischen Zentren und vielen dörflichen Siedlungen, erklärt Wagner. Erst das Bevölkerungswachstum im Hochmittelalter übte wieder Druck auf den Wald aus.

Wie stark das Wachstum der Wälder vom Menschen abhängig ist, zeigt sich im 14. Jahrhundert bei Ausbruch der Pest. Der Schwarze Tod fegte über Europa hinweg: Ein Drittel der europäischen Bevölkerung starb an den Folgen der Krankheit. Im Zuge der Entvölkerung ganzer Landstriche und der Abwanderung großer Teile der Bevölkerung in die Städte lagen viele landwirtschaftliche Flächen brach. Diese bedeckten sich wieder mit Wald. «Heute noch kann man angelegte Kulturstrukturen wie Ackerterrassen oder fossile Kataster unter Wald erkennen», sagt Wagner.

In den nachfolgenden Jahrhunderten stieg in den aufstrebenden Zentren der Eisenherstellung der Bedarf an Holzkohle. Die Landesfürsten wiesen die Betreiber und Besitzer der Wälder an, Rodungen einzuschränken – ohne Erfolg. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts änderte sich dieser Trend, als fossile Brennstoffe Holzkohle nach und nach ersetzten. Die Wälder erholten sich und wurden durch die sich im 18. Jahrhundert entwickelnde Forstwissenschaft nachhaltig betreut. In seiner Ausdehnung hat sich der Wald seitdem nur wenig verändert, erklärt Wagner.


Drei Fragen an Marc Wagner, Leiter der Abteilung für Wald bei der Naturverwaltung

 

Wie geht es dem Luxemburger Wald im Großen und Ganzen?

Der Gesundheitszustand des luxemburgischen Waldes hat sich seit den achtziger Jahren, als eine öffentliche Diskussion über das «Waldsterben» stattfand, laufend verschlechtert. In den letzten Jahren hat sich diese Tendenz zwar etwas eingependelt, jedoch auf einem schlechten Niveau. Es gibt für diese Entwicklung verschiedene Erklärungen, wie zum Beispiel die Luftverschmutzung, der Klimawandel, die Überalterung vieler Bestände, und die vernachlässigte Pflege.

Oft wird behauptet: Dem Wald ging es nie so gut wie heute. Das stimmt also nicht?

Der Schutz des Waldes wurde durch das neue Naturschutzgesetz tatsächlich verbessert. Kahlschläge sind jetzt auf einen halben Hektar beschränkt, womit die großflächigen Nadelholzkahlschläge der letzten Jahre endgültig der Vergangenheit angehören. Außerdem sind schützenswerte Waldgesellschaften jetzt definiert und es ist bekannt, was unter einer Zerstörung eines schützenswerten Waldbiotops zu verstehen ist. Zudem ist ein neues Waldgesetz in der Prozedur, das ebenfalls zu einem besseren Umgang mit dem Ökosystem Wald beitragen wird. Die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Wald waren also noch nie so gut wie heute. Allerdings muss man feststellen, dass der Druck auf den Wald auch noch nie so groß war wie heute: kommunale Bebauungspläne, Infrastrukturbauvorhaben, Erholung, hoher Bedarf an Energieholz usw.

Wird der Wald der Zukunft zu einem Naturpark, einem Ort der Erholung?

Die Forderung der Waldbesucher nach einem naturnahen, gesunden und gepflegten Waldbild ist durchaus legitim und normalerweise auch vollkommen vereinbar mit einem modernen, naturnahen Waldbau. Eine erste Voraussetzung ist allerdings, dass der Waldbesucher versteht, dass er lediglich Besucher ist auf dem Privateigentum einer anderen Person (Privatperson, Gemeinde, Staat), und dass er dieses Recht auf Eigentum und die Rechte anderer Besucher auch respektiert. Eine zweite Voraussetzung ist außerdem, dass er versteht, dass waldbauliche Maßnahmen notwendig sind, um einen gesunden Wald nachhaltig zu erhalten, und dass wenn man in die Pflege eines Waldes investieren will, auch gleichzeitig Einnahmen erzielen muss, die die Kosten decken.


Gesunder Wald?

Der Gesundheitszustand des Luxemburger Waldes hat sich verschlechtert: Im Jahr 2000 hatten 43,6% Bäume keine Schäden, 2016 waren nur noch 28,6% der Bäume nicht geschädigt. Die Zahl der deutlich geschädigten Bäume ist im selben Zeitraum auch gestiegen, von 23,4% auf 38,3%.


 

Irma Unverzagt
11. September 2019 - 15.14

Ein sehr interessanter Artikel, den ich leider erst heute entdeckt habe! Ich habe jetzt 'Das geheime Leben der Bäume' gelesen und habe im Internet nach 'mehr' gesucht.

Pascal Federspiel
22. Oktober 2018 - 19.52

Guten Tag, genau deshalb schreiben wir ja auch, dass sich die Methoden in Luxemburg grundsätzlich von denen unterscheiden, die zum Beispiel heutzutage im Amazonasgebiet eingesetzt werden, wie Brandrodungen und Kahlschläge von riesigen Flächen. Allerdings waren die hierzulande in der Vergangenheit angewendeten Methoden (Antike, Mittelalter), die vor dem Entstehen der Forstwirtschaft in Luxemburg angewendet wurden, nicht in dem Maße umweltschonend und nachhaltig, wie das heute der Fall ist. Der Begriff "brachiale Rambo-Methoden" dient nur als sprachliches Mittel, um die nachhaltige Bewirtschaftung der heutigen Zeit einer vergangenen Art der Bewirtschaftung gegenüberzustellen, die ihren Fokus auf maximaler Profitabilität hatte und bei welcher der Erhalt der Natur nicht im Vordergrund stand. Mit freundlichen Grüßen,

Marc
22. Oktober 2018 - 19.17

Moien, Brutale Rambomethoden wurden noch nie im Wald in Lux. eingesetzt.