„Das war’s“: André Roeltgen zieht Konsequenzen aus Sozialwahlen und kündigt Rückzug an

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OGBL-Präsident André Roeltgen hat den erneuten Sprung in die Arbeitnehmerkammer überraschend nicht geschafft. Er zieht nun Konsequenzen und will beim kommenden Nationalkongress nicht mehr für das Amt des OGBL-Posten kandidieren. Damit ist der Weg frei für Nora Back.

„Ich komme dann nun auf die Geschichte der anderen Wahl zu sprechen“, sagte André Roeltgen. Zuvor hatte der OGBL-Präsident während rund 20 Minuten über die Auflösung des INF-Vertrags, über Gedenkminuten zu den kürzlich verstorbenen OGBL-Aktivisten Benny Berg und Nicolas Plein, die Veranstaltungen zum Maifeiertag sowie über die Betriebsratswahlen gesprochen.

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Lesen Sie zum Thema auch den Leitartikel von Pol Schock.

Aber der eigentliche Anlass der Pressekonferenz, auf den die Öffentlichkeit seit Sonntag wartet, blieb lange unerwähnt: die OGBL-Analyse der Wahlen der Arbeitnehmerkammer. Am Sonntag waren die Resultate der Wahlen zur Salariatskammer vom Arbeitsministerium veröffentlicht worden, bei denen der OGBL mit 35 Sitzen zwar die absolute Mehrheit behält, aber dennoch drei Sitze verloren hat.

Und André Roeltgen betonte, dass der unabhängige Gewerkschaftsbund zwar Einbußen hinnehmen musste, aber dennoch der klare Gewinner sei. „Wir haben vielleicht Sitze verloren, aber 1,98 Prozent mehr Stimmen als 2013“, so Roeltgens Kalkül. „Damit dürfte klar sein, wer der Gewinner ist, trotz Schwankungen in einzelnen Gruppen.“

Die große Überraschung war jedoch, dass Roeltgen als Präsident die erneute Wahl in die Salariatskammer nicht geschafft hat. Er ist lediglich auf Platz 11 der Gruppe 5 gelandet und ist somit zweiter Stellvertreter. Der eigentliche Plan, Jean-Claude Reding als Präsidenten der Kammer abzulösen, schien damit quasi unmöglich.

Roeltgen wollte über sein persönliches Resultat nicht lange lamentieren. „Die Situation ist, wie sie ist.“ Aber er ziehe Konsequenzen. Er will nicht mehr für den Präsidentenposten im Dezember kandidieren. Nicht weil ihn das Resultat dazu zwinge, sondern aus Respekt vor der Gewerkschaft. Um etwaigen Schaden von ihr abzuwenden. „Ich will keine unnötige Personaldiskussion“, so Roeltgen. Kurz: Roeltgen will nicht zum Problem für den OGBL werden.

Der steile Aufstieg von Nora Back

Damit kommt der Führungswechsel des OGBL deutlich früher als erwartet. Eigentlich sollte André Roeltgen in diesem Jahr nicht nur den Vorsitz der Arbeitnehmerkammer übernehmen, sondern auch erneut im Dezember für den Posten des OGBL-Präsidenten kandidieren. Gleichzeitig sollte Generalsekretärin Nora Back (39) als Nachfolgerin aufgebaut werden. Zur Mitte der Amtszeit sollte sie dann den Vorsitz von Roeltgen übernehmen. Soweit der Plan.

Doch nun wird Nora Back bereits in diesem Jahr voraussichtlich sowohl Vorsitzende des unabhängigen Gewerkschaftsbundes als auch Präsidentin der Salariatskammer. Denn als Erstgewählte in Gruppe 5 bringt ihr Wahlergebnis sie in eine perfekte Ausgangslage. Und so betont Back, für beide Posten kandidieren zu wollen.

Der vorzeitige Rückzug ist Roeltgen nicht leicht gefallen, wie er betont. Tatsächlich soll er bereits am Sonntag mit dem Gedanken gespielt haben und relativ früh zu dem Entschluss gekommen sein. Am Montag sind die Mitglieder des Geschäftsführenden Vorstands (Gevo) informiert worden. Am Dienstagmorgen die Delegierten des OGBL-Nationalkomitees und am Nachmittag die Presse. Roeltgen wollte dabei nicht auf die Gründe für sein schwaches Abschneiden eingehen. Er verwies jedoch auf den Umstand, dass der OGBL in Gruppe 5 zu 92,4 Prozent Listenstimmen erhielt. Lediglich 7,4 Prozent der Stimmen erhielten die Kandidaten durch Direktstimmen. Es sind demnach rund 2.000 Panaschierer, die über die Positionierung innerhalb der Liste entschieden haben und über die Zukunft von André Roeltgen. Das sei schade, aber er müsse das akzeptieren. „Das war’s“, mehr wolle er dazu nicht sagen.

Vor Nora Back stehen dabei große Herausforderungen. Die beiden Präsidentposten von OGBL und CSL gelten als Vollzeitjob. Sie muss sich demnach mit Patronat und Regierung herumschlagen und gleichzeitig die rund 70.000 Mitglieder der Gewerkschaft bei Laune halten.

Wie es heißt, soll die neue Spitze bereits darüber nachgedacht haben, die Gewerkschaftskultur etwas horizontaler zu organisieren und Aufgaben dezentral verteilen. Wie das im Einzelnen aussehen soll, ist jedoch noch vollkommen unklar. Eines ist jedoch sicher: 2019 ist für den OGBL das Jahr des großen Umbruchs.