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Das Nationale Bergbaumuseum macht sich fit für die neue Saison und 2022

Das Nationale Bergbaumuseum macht sich fit für die neue Saison und 2022

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Alles neu macht in der Regel der Mai. Im Nationalen Bergbaumuseum in Rümelingen wird ab April bereits einiges neu sein, wobei der Großteil der Umbau- und Renovierungsarbeiten erst im kommenden Jahr abgeschlossen sein wird.

«Am Anfang war das alles hier sehr bescheiden“, erzählt Marcel Schrantz und blickt zurück. „Es ist allerdings so, dass solche Museen alle 20 Jahre ausgebaut und instand gesetzt werden müssen“, so der 80-jährige Vizepräsident des Vorstandes des Nationalen Bergbaumuseums. Und nun ist es halt wieder so weit. Doch der Reihe nach.

Durch die Initiative einiger ehemaliger Bergleute und der Gemeindeverwaltung der Stadt Rümelingen entstand im Jahr 1973 das Bergbaumuseum in den Gruben „Kirchberg“ und „Walert“. Es ging ums Vermächtnis einer Epoche, die nach und nach zu Ende ging. Die Arbeit unter Tage sollte für die Nachwelt erhalten bleiben und den Tourismus im Süden Luxemburgs ankurbeln.

3,2 Millionen Euro bis 2022 investieren

Nach einem ersten Ausbau in den Jahren 1982 bis 1984 investierten die Gemeinde, der Luxemburger Staat und die Europäische Union zwischen 1997 und 2001 insgesamt rund 7,5 Millionen Euro in die Instandsetzung. Damals wurde das Museum vergrößert, die Tagesanlagen und der Rundgang im Stollen neu angelegt. Darüber hinaus wurde die Grubenbahnstrecke bis zum „Langengrund“ verlängert. Obendrein wurden damals zwei neue Züge erworben.

Ganz so umfangreich sind die Umbau- und Renovierungsarbeiten diesmal nicht. Immerhin stehen aber 3,2 Millionen Euro bis 2022 zur Verfügung. Pünktlich zu „Esch 2022“ wird das Bergbaumuseum demnach in neuem Glanz erstrahlen. Instand gesetzt wird in erster Linie das Empfangsgebäude. In dem befand sich einst der ehemalige Lokomotivschuppen der Maschinenwerkstatt der Grube „Walert“, die um 1900 erbaut wurde.

Touristisches Highlight im Süden

Heute befindet sich dort neben der Dauerausstellung der Empfangsbereich samt Souvenir-Shop, auch die „Salle Jean-Pierre Bausch“ sowie eine drei Meter große Statue, die an Bausch erinnert. Der ehemalige Rümelinger Bürgermeister und Abgeordnete kam hier am 12. Februar 1935 bei einem Arbeitsunfall ums Leben. Der Mehrzweckraum, der nach ihm benannt ist, wird auf rund 90 Quadratmeter vergrößert und mit Fenstern versehen. Daran schließt sich eine 40 Quadratmeter große Terrasse an. „Ziel ist es, dass Unternehmen dort Tagungen veranstalten können“, so Marcel Schrantz weiter, der einst die Geschicke der Intermoselle S.à r.l. leitete und nun einen Teil seiner Freizeit im Nationalen Bergbaumuseum verbringt.

„Die Besichtigung des Museums ist sozusagen das Nebenprogramm und die Brasserie du Musée steht für das leibliche Wohl parat“, so Schrantz weiter. Dies soll zudem Geld in die Kassen der Vereinigung ohne Gewinnzweck, den Trägerverein des Museums, spülen. Unterstützt wird die Asbl durch die Gemeinde Rümelingen und das Tourismusministerium. Drei Angestellte, fünf CIGL-Mitarbeiter und eine Mannschaft aus tatkräftigen Freiwilligen sorgen stets dafür, dass das Bergbaumuseum eines der touristischen Highlights im Süden Luxemburgs bleibt und fit ist für die neue Saison, die im April beginnt.

Jährlich insgesamt 12.000 Besucher

Der Zugang zum Empfang wird zudem behindertengerecht gestaltet. Und der Bereich an sich wird modernisiert und zudem mit adäquaten Sanitäranlagen ausgestattet. All diese Arbeiten sollen im kommenden Jahr im Verlauf der Saison abgeschlossen sein.

Im Rahmen der Modernisierungsmaßnahmen wird auch die virtuelle Realität in den kommenden Wochen Einzug ins Museum erhalten. Neben den klassischen Besichtigungen werden die Visiten demnach bald interaktiv werden. Marcel Schrantz ist sich sicher, dass dies für reichlich Anklang bei den Schulklassen sorgen wird, zumal die Anlage Smartphone-kompatibel sein wird. „Anhand von Foto- und Filmmaterial werden die Kinder so Einblick in die Arbeit unter Tage bekommen.“ Rund 6.000 Schüler besuchen das Nationale Bergbaumuseum jährlich. „Obwohl wir ein Klassiker sind, sind wir immer noch ein Renner“, so Schrantz, für den die Kinder die Besucher von morgen sind.

Insgesamt besuchen jährlich 12.000 Touristen aus dem In- und Ausland das Museum. Geht es nach Schrantz, sollen es in Zukunft mehr werden. Aus diesem Grund wird denn auch über eine Änderung der Öffnungszeiten nachgedacht. „In der Regel sind wir nur sechs Monate im Jahr geöffnet. In der restlichen Zeit empfangen wir Besucher nur auf Reservierung hin.“ Apropos Besucher: Das Leitsystem auf der Grubenbahnstrecke wird ebenfalls renoviert. Hier geht es um die Sicherheit der Besucher. Und darauf wird reichlich Wert gelegt.

Der Eisenerzabbau in Luxemburg

1850-1870 – Die ersten Gruben: Eröffnung kleiner Tagebaue durch lokale Grundbesitzer sowie luxemburgische und belgische Hüttenherren. Die Verarbeitungsbetriebe befinden sich allesamt außerhalb des Erzbeckens in Dommeldingen und Steinfort, in Belgien und im Saarland. Der Transport wurde zuerst mit Karren durchgeführt, dann durch die neu errichteten Eisenbahnen.

1870-1914 – Aufbau eines bedeutenden Industriegebietes: Hüttenwerke werden im Erzbecken selbst errichtet. Bergwerke und Fabriken werden immer größer und immer internationaler durch ihre Kapitalgeber (vor allem aus Belgien und Deutschland) und die Arbeiter (aus Italien und Deutschland). Belegschaftsrekord im Bergbau im Jahre 1906: 6.875 Bergleute. 1913 zählte Luxemburg zu den zehn weltweit größten Produzenten von Roheisen und Eisenerz.

1914-1948 – Krisen und Wiederaufbau: Deutsche Firmen ziehen sich nach dem Krieg zurück und werden durch belgisch-luxemburgisches (Arbed 1911), französisches (Hadir 1920) und belgisches (MMR 1935) Kapital ersetzt. Zwei Weltkriege, die Wirtschaftskrise von 1921 und die Weltwirtschaftskrise von 1929 führen zu Massenentlassungen und zum Bankrott kleinerer Unternehmen. Es kommt zum Zusammenschluss von Gewerkschaften. Kundgebungen und Streiks führen zum ersten Tarifvertrag im Jahr 1936.

1948-1965 – Tagebaugruben und Modernisierung: Abbaumaschinen werden in den Gruben eingeführt. Immer mehr und immer größere Tagebaue ersetzten den unrentablen Stollenbetrieb. Absoluter Produktionsrekord des Erzbeckens im Jahr 1957: 7,9 Millionen Tonnen Erz.

1965-1981 – Zuerst Bergbau-, dann Eisen und Stahlkrise: Es kommt zur Schließung von unrentablen Bergwerken, während die Hüttenwerke auf aus dem Ausland importiertes und wesentlich günstigeres Eisenerz umstellen. Die Stahlkrise (1975) trifft allerdings auch die Fabriken und führt letztendlich zur Stilllegung der letzten noch verbleibenden Gruben (Thillenberg und Differdingen im Jahr 1981). Der Staat rettet den Stahlkonzern Arbed, der seine Werke umstrukturiert und die letzte lothringische Mine schließt (Terres-Rouges, Audun-le-Tiche, 1997).

(Quelle: Musée national des mines de fer luxembourgeoises)