Country Radio Gilsdorf – Frank Schuler bringt den Sound von Texas nach Luxemburg

Country Radio Gilsdorf – Frank Schuler bringt den Sound von Texas nach Luxemburg

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Frank Schuler (36) ist vieles: «Éisleker», Amateurfunker, Lehrer und vor allem ein Fan der Countrymusik. Mangels Gelegenheit, sie auf anderen Sendern zu hören, hat er sein eigenes Radio aufgemacht. «Country Radio Gilsdorf» auf Welle 94,7 ist die erste und einzige Station dieser Art in Luxemburg. 

Von Wiebke Trapp

Bei Johnny Cash, Emmylou Harris oder John Denver winkt Frank Schuler müde ab. «Nee, nee, das ist old school», sagt er. Seine Favoriten heißen Keith Urban, Kenny Chesney oder Blake Shelton. Vom Keller seines Hauses aus nehmen sie den Weg in die Welt von Luxemburgs Norden. Das Radio hat er praktisch im Alleingang aufgebaut. Schuler ist Botschafter der Musik in Luxemburg. Und noch lieber hört er sie selbst.

Country Radio Gilsdorf

Das Radio ist an allen Wochentagen im «Nordstad»-Raum auf der UKW-Frequenz 94,7 zu empfangen. Los geht es nachmittags um 16.00 Uhr. Sendeschluss ist um 23.00 Uhr.

Im Alter von 14, 15 sieht es erst einmal nicht danach aus. Er hört die «Bravo»-Hitliste, Bee Gees und manchmal auch die Beatles, wenn er nicht gerade Tenorsonaten üben muss. Die kommen vom Lehrer an der Diekircher Musikschule.

Alabama statt New York

Der Geschmack ändert sich auf einer längeren Amerikareise nach dem Studium. Schuler ist Lehrer für Mathematik und Technik. Es geht nicht ins jazzige New York oder ins Surfermusik-geprägte San Francisco. Schuler reist nach Alabama und Texas, Hochburgen des Country, und entdeckt die Welt der Musik völlig neu. «Das fand ich so cool», sagt er.

Wieder zurück, scheitern Versuche, eine Countryband auf die Beine zu stellen. «Da kam die Idee mit dem Radio auf», sagt er. Er klopft bei anderen Lokalsendern an und blitzt ab. «Ich wollte die Musik spielen, die mir gefällt», sagt er, Kompromisse kommen nicht infrage. Getreu der Freiheit, von der die Musik erzählt. Es ist die südliche Variante des «American Way of Life»: Landbesitz bis zum Horizont und endlose Highways, wo Traktor, Pick-up oder Barbecue und Nachbarn, die zum Grillen kommen, das Lebensgefühl prägen.

Im Alleingang

Das Radio lässt ihn nicht los. Er versucht, eine Frequenz zu bekommen. Als Funkamateur, «mit Lizenz», wie er betont, kennt er sich aus. Er hat Kontakte rund um den Globus, weiß um Technik und Zeitzonen und ist kommunikativ. Wie beim «Country» schätzt er beim Funken die Unabhängigkeit. «Das geht immer – auch ohne Netz», sagt er.

Lokalradios in Luxemburg

Radio Gutt Laun/Radio Classique Bergem
UKW 96,6 MHz (Esch/Alzette)

Radio Aktiv
106,5 (Echternach)

Radio Belle Vallée
107,0 (Foetz)

Radio Diddeleng
103,6 (Düdelingen)

Radio LRB
103,9 (Bettemburg)

Radio Interculturelle
103,9 (Gilsdorf/Broderbour)

Radio LNW
102,2 (Wiltz/Roullingen)

Radio Lora
102,2 (Diekirch/Härebierg)

Radio ROM Medernach
101,5 (Medernach/Dolenberg)

Péiteng on Air
102,2 (Rodange)

Country Radio Gilsdorf
94,7 (Gilsdorf)

Kurz vor Bewerbungsschluss erfährt er von der Ausschreibung für neue Radiolizenzen im Land. Nur drei Tage Zeit bleiben, eine Bewerbung einzureichen. Formalien kann er schlichtweg nicht mehr erfüllen. Was bleibt, ist eine ungewöhnliche Vorgehensweise: In einem Brief an die zuständigen Stellen erklärt er sein Anliegen. «Ich habe so geschrieben, als würde ich mit den Leuten sprechen», sagt er. Mit «Leute» ist die «Autorité luxembourgeoise indépendante de l’audiovisuel» (ALIA) gemeint, die über die Frequenzvergabe entscheidet.

Sein Mut zahlt sich aus. Die Überwachungsstelle findet die Idee gut. Die Formalitäten sind Formsache, genauso wie die Genehmigung von Premier- und Medienminister Xavier Bettel (DP). Das war 2018. Im September geht «Country Radio Gilsdorf» zum ersten Mal auf Sendung.

Professionelle Unterstützung aus den USA

Schulunterricht und Radiostation unter einen Hut zu bringen, ist für ihn kein Problem. «Heute habe ich schon alles für zwei Tage programmiert», sagt er um 17.00 Uhr nachmittags. Er bekommt professionelle Unterstützung aus den USA. Amerikanische Freelance-Radiomoderatoren beliefern ihn mit Countrysendungen. Wöchentlich und immer aktuell.

Kenny Schneebeli ist so eine texanische Lokalgröße und in der Countrywelt bekannt. Den Amerikaner und den Luxemburger verbindet nicht nur die Leidenschaft für die Musik, sie kennen sich persönlich. Schneebelis wöchentlicher «Texas Country Music Countdown» mit den «Top 20» der Country-Songs des Bundesstaates läuft Mittwoch- und Samstagabend in Luxemburg. Aus der Hochburg Nashville, Tennessee, bekommt Schuler wöchentlich gerade Frischgepresstes vom «Iceman» aus dessen Show. Dazwischen greift er selbst zum Mikrofon, stellt noch unbekannte «Newcomer» vor oder sucht Musik per Download aus.

Trotz aller Sympathie für das Land hinter dem Teich blendet der Luxemburger die Schattenseiten nicht aus. «Unsere Sozialsysteme hier sind schon großartig», sagt er, «das merkt man, wenn man sich außerhalb von Dallas, Montgomery oder Atlanta bewegt.» Die Begeisterung für die Musik bleibt. «Country-Musiker machen noch selbst Musik, sie nehmen ein Instrument in die Hand», sagt der Fan. Im Mainstream anderer Sender vermisst er das. Deswegen musste ein eigener her.


Neue Technik: Digitalradio DAB+ versus UKW

Von Guido Romaschewsky

Das in Luxemburg noch übliche UKW-Radio ist in Norwegen bereits abgeschaltet, in vielen anderen europäischen Staaten laufen die UKW-Netze noch parallel zum im Aufbau befindlichen Digitalradio DAB+.

Was unterscheidet die beiden Standards? Auf UKW benötigt jedes Programm, ob nun RTL, Eldoradio, SR1 oder France Musique, einen separaten Sender auf einer bestimmten Frequenz zwischen 87,6 und 107,9 MHz. Die DAB+-Technologie bietet mehr Platz für mehr Auswahl: 38 Kanäle zwischen 174 und 240 MHz. Jeder Kanal kann einen sog. Multiplex, ein Ensemble aus etwa sechs bis zwölf Programmen, aufnehmen. Wie bei UKW bedarf es je nach Größe des Versorgungsgebiets mehrerer Sender, nur können diese im Digitalstandard alle im selben Kanal arbeiten. So entfällt der auf UKW bei längeren Autofahrten übliche Frequenzwechsel, die erneute Suche nach Empfang.

Zur Qualität: Der Klang eines Radioprogramms in DAB+ ist nicht automatisch besser als auf UKW bei gutem Empfang – das hängt von der Bitrate ab. Manche Programme werden so stark komprimiert, dass der Sound nicht annähernd den gern beworbenen CD-Klang erreicht. Ein auffälliger Unterschied zum klassischen Analog-Radio ist, dass überall, wo das digitale Signal den Empfänger erreicht, das Programm in gleichbleibender Qualität zu hören ist, während es auf UKW zu Rauschen oder Knistern kommen kann. Andererseits bricht der digitale Empfang bei zu schwachem Signal ganz ab und man hört nichts mehr. Hauptnachteil gegenüber UKW ist denn auch die bislang mangelnde Reichweite: DAB+ macht grenzüberschreitend schneller schlapp.

Und in Luxemburg? Broadcasting Center Europe (BCE) hat die Technik für DAB+ im Land schon bereitgestellt und getestet. Wann sie aber «on air» geht, muss die Politik erst noch entscheiden. Wer Digitalradio hören möchte, sollte vorerst sein Glück mit den belgischen Ensembles NAM-LUX 1 und 2 (5B bzw. 6C) oder im deutschen Grenzgebiet auf den Kanälen 5C (DLF …), 9A (Saar) oder 11A (Rheinland-Pfalz) versuchen. Dies geht übrigens nur mit einem Autoradio oder Heim-Tuner mit ausdrücklicher Kennzeichnung «DAB+». Radios, die nur das ursprüngliche System «DAB» bieten, sind mit dem neuen Digitalstandard nicht kompatibel.