Baumfällaktion: Escher Bürgermeister Georges Mischo kritisiert Nimby-Mentalität

Baumfällaktion: Escher Bürgermeister Georges Mischo kritisiert Nimby-Mentalität

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Am Dienstag bezog Georges Mischo Stellung im „Dossier Wobrécken“ und äußerte sich dem Tageblatt gegenüber. Für den Bürgermeister ist klar, dass der Mensch an sich Probleme damit hat, wenn es zu Veränderungen kommt, speziell dann, wenn sie in seinem Hinterhof sprich in seiner direkten Nachbarschaft passieren.

Tageblatt: In den letzten Tagen ist jede Menge Kritik auf Sie und den Schöffenrat niedergeprasselt. Wie gehen Sie damit um?
Georges Mischo: Wir sind angetreten, um hier in Esch einiges zu bewegen. Und wo gehobelt wird, fallen nun einmal Späne. Im Klartext: Man kann es einfach nicht jedem recht machen. Ich war gefasst auf die Kritik der Bürger und kann gut damit leben und auch umgehen. Viele wollen halt lieber den Status quo beibehalten und sehen deshalb Veränderungen eher negativ behaftet. Das Schulprojekt im Stadtviertel Wobrécken ist richtig toll. Zudem trägt die Schule dem Faktor Inklusion Rechnung. Hinzu kommt ein schöner Park. Kurz: Es ist ein „projet phare“ nicht nur für dieses Stadtviertel, sondern für die ganze „Minettemetropole“. Dass das Projekt jetzt so zerredet wird, ist traurig. Als wir in der Opposition waren, haben wir es im Übrigen mitgestimmt. Unter der alten Mehrheit schlummerte das Vorhaben im Übrigen in der Schublade und drohte in Vergessenheit zu geraten.

Wie viele SMS, E-Mails und andere Nachrichten haben Sie in dem Zusammenhang mit der Abholzaktion im Viertel Wobrécken erhalten?
Eine ganze Menge. Das gebe ich gerne zu. Ich habe versucht, all den Menschen persönlich zu antworten und zu erklären, warum die Abholzaktion gerade zum jetzigen Zeitpunkt stattfinden musste. Ich fand es im Übrigen völlig übertrieben, dass einer Blumen an einem Baumstamm niedergelegt hat, als ob dort einer gestorben wäre. Und auch die Bezeichnung „Massaker“ hat mich gestört. Wir haben ja keinen umgebracht und es floss auch kein Blut. Die ganze Vehemenz hat mich aber schon überrascht. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Warum mussten die Bäume denn jetzt gefällt werden?
Das ist an und für sich ganz einfach. Es gab ein Stichdatum und das war der 28. Februar. Nach der Brutzeit der Vögel wäre die Rodungsaktion nicht mehr möglich gewesen. Hätten dann Vögel in einem einzigen Baum gebrütet, hätte der nicht abgeholzt werden dürfen. Die Folge wäre, dass die gesamte Baustelle blockiert gewesen wäre und es zum Stillstand gekommen wäre. Das hätte eine zeitliche Verzögerung nach sich gezogen. Und das wollten wir nicht.

Hätte man nicht ganz einfach die Anrainer besser informieren können?
Darüber gibt es keinen Zweifel. In Zukunft werden wir dies in solchen Fällen auch tun. Wir werden ab sofort Hinweisschilder aufstellen, die darüber Aufschluss geben, wie lange eine Baustelle dauern wird. Wobei das wiederum eine heikle Angelegenheit ist, denn Verzögerungen bleiben nun mal nicht aus.

Die Rodungsarbeiten begannen um 5.15 bzw. 5.30 Uhr morgens. Was hatte es damit auf sich?
Das habe ich ja bereits gesagt. Eine solche Vorgehensweise ist völlig inakzeptabel. Das haben wir der zuständigen Firma auch mitgeteilt. Aber nicht nur inakzeptabel, sondern auch noch außerhalb der Zeiten, die vom Gemeindegesetz her vorgesehen sind.

Wie sehen die Kompensationsmaßnahmen eigentlich aus?
Entlang des Boulevard Grande-Duchesse Charlotte werden neue Bäume gepflanzt werden. So einfach ist das. Die alten verpflanzen, das ging nicht, da die Bäume teilweise krank waren. Es ist also nicht so, wie der ehemalige LSAP-Schöffe Jean Tonnar auf Facebook schrieb, dass man dies so hätte handhaben können. Diese Art und Weise zu kommunizieren, kommt in meinen Augen ohnehin billigem Populismus gleich. In die gleiche Kategorie ordne ich auch die Forderungen von Oppositionsrat Dan Codello ein, der ja den Rücktritt von Schöffe Martin Kox gefordert hat.

Auch das geplante Neubauprojekt in Neudorf stößt auf Widerstand. Wie sehen Sie das?
Es ist genau das Gleiche wie in Wobrécken. Wenn etwas verändert werden soll, gibt es Bürger, die ein Haar in der Suppe finden. Diese „Not in my backyard“-Mentalität kann ich zwar nachvollziehen, aber sie macht den Fortschritt nicht gerade einfach.
Wir sind angetreten, damit sich in Esch endlich was tut. Und das Neubauprojekt wird das Stadtviertel Neudorf, das ja nicht gerade verwöhnt ist, zweifellos aufwerten. Zudem ist es so, dass dieses Dossier einwandfrei ist. Vor den Gemeindewahlen im Jahr 2023 ziehen wir Bilanz und beim Urnengang sehen wir dann weiter. Es ist halt wie im Sport. Abgerechnet wird immer zum Schluss und Niederlagen muss man wegstecken.

Auch „déi Lénk“ hat reichlich Kritik an Ihrer Person geübt. Die Rede war ebenfalls von „Chaos“ im Escher Schöffenrat. Wie sehen Sie solche Äußerungen, die im Rahmen einer Pressekonferenz getätigt wurden, als Sie in Urlaub waren?
(lacht) Das ist halt dieses „politische Spiel“. So funktioniert Politik eben. Ich habe Marc Baum heute (Anm. der Red.: am Dienstag im Rahmen einer Kommissionssitzung in der Chamber) getroffen, da haben wir uns kurz darüber unterhalten. Der Zeitpunkt war natürlich strategisch gut gewählt. Ich hätte es an deren Stelle genauso gehandhabt.
Stichwort Chaos: Als wir als neue Mehrheit angetreten sind, da herrschten in der Tat chaotische Verhältnisse. Mittlerweile haben wir diese ganz gut im Griff.

Laird Glenmore
27. Februar 2019 - 11.06

Was für eine armselige Argumentation um sich aus der Affäre zu ziehen, erst heißt es wir wollen enger mit der Bevölkerung zusammen arbeiten und dann wird alles hinter deren Rücken entschieden, ich denke bei den nächsten Wahlen wird sich das zeigen, die Escher vergessen nichts ( siehe V. Spautz ).

roger wohlfart
27. Februar 2019 - 10.35

Herr Mischo hat's begriffen: Angriff ist die beste Verteidigung !