Auf der Suche nach Vertretung: Die Arbeitnehmer wählen ihre Betriebsräte aus 18.847 Kandidaten

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Für rund 320.000 Arbeitnehmer heißt es am Dienstag: Ran an die Urne. Sie sind aufgefordert, ihre betriebliche Vertretung zu wählen. Sechs Gewerkschaften treten gegeneinander an: Der OGBL schickt 4.837 Kandidaten ins Rennen, der LCGB 3.539.

Heute ist ein doppelter Wahltag. Zum einen enden die Wahlen für die Arbeitnehmerkammer. Seit Wochen waren sämtliche 526.500 Arbeitnehmer in Luxemburg dazu aufgefordert, die 60 Vertreter in der Handelskammer per Briefwahl zu wählen. Das Ergebnis steht demnach fest. Allerdings wird es wohl noch zwei Wochen dauern, bis alle Wahlzettel ausgezählt sind.

Anders bei den Betriebsratswahlen: Rund 320.000 Arbeitnehmer sind aufgerufen, ihre Delegierten zu wählen. Jeder Unternehmen mit mehr als 15 Beschäftigten ist gesetzlich dazu verpflichtet, Betriebsratswahlen abzuhalten. Das sind exakt 2.819 Firmen. Sechs unterschiedliche Gewerkschaften haben Listen für die Betriebsräte erstellt. Die beiden größten: der OGBL mit 4.837 Kandidaten (rund 25 Prozent) und der LCGB mit 3.539 (rund 19 Prozent). Insgesamt verteilen sich 18.847 Kandidaten auf 852 Listen.

Gewerkschaften, Big Four und Amazon

Beide Gewerkschaften konnten dabei mehr Kandidaten mobilisieren als noch im Jahr 2013 bei den vergangenen Sozialwahlen. Allerdings ist die Steigerung beim LCGB mit rund 500 Kandidaten signifikanter. Der LCGB konnte vor allem in der Finanzgruppe 4 (2019: 518 Kandidaten, 2013: 385) sowie in der Dienstleistungsgruppe 5 (2019: 1.542, 2013: 1.102) Zugewinne feiern.

Das liegt daran, dass die Zahl der Beschäftigung wegen des hohen wirtschaftlichen Wachstums generell steigt. Aber auch, weil es der christlich-sozialen Gewerkschaft gelungen ist, in neue Betriebe des Finanzplatzes gewerkschaftlich vorzudringen: So stellt der LCGB erstmals eine Liste bei KPMG sowie bei PwC, zwei Unternehmen der ultraliberalen Big Four.

Der OGBL stellt in diesen Unternehmen keine Liste. Bereits im Februar hatte OGBL-Präsident André Roeltgen bedauert, dass es schwierig sei, in diese Betriebe des Finanzdienstleistungssektors vorzudringen.

69 Prozent Männer, 31 Prozent Frauen

Auch beim Online-Giganten Amazon, der mit rund 2.300 Mitarbeitern mittlerweile zu den zehn größten Unternehmen in Luxemburg gehört, hat noch keine Gewerkschaft einen Fuß in die Tür bekommen. Auf Nachfrage teilt der Konzern mit, dass er selbstverständlich seiner gesetzlichen Verpflichtung nachkomme und 18 Delegierte sowie 18 stellvertretende Delegierte stellen wird.

Da es jedoch keine Gegenkandidaten bzw. Gegenlisten gibt, wird es zu keiner Wahl kommen. Die 36 (stellvertretenden) Delegierten sind nicht Mitglied einer Gewerkschaft und haben deshalb auch gesetzlich kein Recht darauf, Kollektivverträge auszuhandeln. Ein Tarifvertrag bei Amazon ist demnach auch in absehbarer Zeit nicht zu erwarten.

Laut einem Artikel des Land ist die Mehrzahl der Delegierten in den Betrieben von 2013 ohne gewerkschaftliche Zugehörigkeit. 2019 dürften deutlich mehr Gewerkschaftsmitglieder in den Betriebsräten sitzen. Laut Angaben der ITM sind lediglich 31 Prozent gewerkschaftslose Kandidaten. Der Großteil verteilt sich auf OGBL und LCGB. Und das Geschlechterverhältnis? Rund 69 Prozent der Kandidaten sind Männer, 31 Prozent Frauen.

Die Resultate der Wahlen werden noch am Dienstagabend größtenteils bekannt sein. Die ITM wird sie veröffentlichen.

Dies ist eine mit den Zahlen der ITM korrigierte Version.