Angst vor Lärm und Gestank: In Gosseldingen sorgt eine geplante Hühnerfarm für Unmut

Angst vor Lärm und Gestank: In Gosseldingen sorgt eine geplante Hühnerfarm für Unmut

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Die geplante Hühnerfarm in Gosseldingen ist seit Jahren ein heiß diskutiertes Thema. «Lärm, Abfall und Gestank» sind die Bedenken der Anwohner. Der Bürgermeister der kleinen Majorzgemeinde will ein Wohngebiet auf dem Grundstück errichten. Dazwischen steht Landwirt Albert Molitor mit seinen zwei Hektar Land und seinem Ansinnen, dort eine Bio-Hühnerfarm für 6.000 Tiere zu bauen.

Von Misch Pautsch

Seit etwa vier Jahren versucht Landwirt Albert Molitor, von der Gemeinde Lintgen die Genehmigung für seinen Bio-Hühnerstall zu bekommen. Bisher vergeblich. Er will auf seinem Stück Land an der nördlichen Grenze der Gemeinde einen Bio-Hühnerstall für 6.000 Hühner bauen, umringt von einer Obstplantage und Spalierbäumen. Er plant, eine Zweinutzungsrasse im Stall unterzubringen. Die männlichen Küken werden nach der Geburt nicht geschreddert. Er rechnet mit rund 5.000 Eiern täglich. Diese würden dann teilweise direkt vor Ort gestempelt und verkauft, der Rest soll zur Bio-ovo-Zentrale nach Buschdorf gebracht werden. Das Projekt soll auf einer etwa fünf Hektar großen Weide in Hanglage entstehen, eingebettet zwischen der rue de Mersch und der rue de Schoenfels, an denen Wohnhäuser liegen. «Umweltministerium, Ingenieursfirmen, Wasserversorgungsamt, alle geben grünes Licht», sagt Molitor.

In der Mitte dieses etwa fünf Hektar großen Gebietes soll der Bio-Hühnerstall entstehen

Dabei tut er sogar mehr als vorgeschrieben: «Der Stall müsste 60 Meter von den Häusern entfernt sein, wir wären jedoch 140 Meter weit weg. Die Hühner haben deutlich mehr Auslauf, als Bio-Standards verlangen. Sind die Bäume nach einigen Jahren erst einmal richtig gewachsen, ist der Stall von der Straße aus nicht einmal mehr zu sehen.» Auf Reisen zu ähnlichen Projekten in Österreich und Deutschland hat er sich informiert und eigene Studien bei Experten in Auftrag gegeben. «In Deutschland habe ich einen Stall mit 15.000 Hühnern besucht, genau wie unserer hier auch in Hanglage gebaut. Die Anlieger waren begeistert.»

Gegenwind bläst heftig

Gemeinde und Anlieger sind nicht so begeistert wie Molitor. Seine im Jahr 2016 bei Lintgens Bürgermeister Henri Würth eingereichte Anfrage blieb drei Monate unbeantwortet. Der Gemeindechef reichte hingegen fast zeitgleich die Anfrage ein, auf dem Stück Land ein Wohngebiet zu errichten. Medienanfragen zu dem Thema beantwortet die Kommune Lintgen mit dem Verweis darauf, dass Bürgermeister Henri Würth gerade in Urlaub ist.

Das Alternativterrain im „Schwunnendall“ ist laut Molitor keine realistische Option

Die Nachbarn des Molitor’schen Grundstücks haben ihre eigenen Bedenken. Neben den Sorgen um Hygiene, Lärm und Gestank befürchten sie vor allem den Wertverlust ihrer Grundstücke. «Wir leben auf dem Land. Niemand hat ein Problem mit den Kühen, die im Moment auf der Wiese stehen, aber eine so große Hühnerfarm ist dann doch etwas anderes», sagt einer, der seinen Namen aber nicht nennen will. Auch die Hanglage sei ein Problem: «Wenn es regnet, steht das Wasser hinter dem Garten jetzt schon knöchelhoch. Will man uns den ganzen Mist direkt in den Garten spülen?»

Uneinigkeit herrscht auch darüber, wie es einige Meter unter der Oberfläche des Hügels aussieht. Tatsächlich war dort vor einigen Jahren noch ein Tal, das aufgeschüttet wurde. Womit, ist heute wohl schwierig herauszufinden. Und wo Fakten fehlen, brodelt es in der Gerüchteküche: «Kühlschränke und alte Batterien liegen da. Von Bio kann keine Rede sein», so ein anderer Anlieger, der ebenfalls nicht namentlich genannt werden will. Bauer Molitor weiß mehr: «Es wurde kein belastendes Material vergraben, sondern vor allem Bäume und Grünschnitt. Irgendwer hat tatsächlich damals einen Kühlschrank dort hingeschmissen, aber den haben wir entsorgt.» Die prächtigen Gärten der Anwohner belegten dies, so Molitor.

In Richtung Anlieger sagt der Bio-Pionier: «Die Plantagen werden mit dem Kot der Hühner gedüngt. Die Menge, die meine 6.000 Hühner produzieren, entspricht der von 20 Kühen. Ich habe im Sommer 60 Kühe auf der Wiese stehen. Außerdem produzieren sie zwei Drittel ihres Mists, während sie im Stall sind. In meiner Hühnerfarm wird das durch ein automatisches Fließbandsystem entsorgt.» Den Lärmbedenken hält er entgegen, dass Hennen den meisten Lärm verursachen, während sie Eier legen. «Der Warmstall, in dem dies passiert, ist komplett isoliert», sagt er.

Molitors Planungen reichen noch weiter. Neben dem Hühnerstall direkt außerhalb des Dorfes will er einen Bio-Aussiedlerhof mit Kuh-, Kleintier- und Reitstall bauen.
In dem dazugehörigen Hofladen werden die Produkte des Hofes direkt vor Ort verkauft. Damit will er vier neue Arbeitsplätze schaffen, vier Mitarbeiter hat er schon, ihn inbegriffen. Im Verlauf der Planung hat die Gemeinde dem Bauern eine Alternative im «Schwunnendall» in Prettingen vorgeschlagen.

Eine Alternative, die keine ist

Auf diesem Gelände steht das Gebäude der ehemaligen Abdeckerei, das Molitor in sein Projekt integrieren sollte. «Dieses ist jedoch schwer belastet und muss laut unserem Architekten komplett abgerissen werden», sagt Molitor. Kostenpunkt: 1,5 Millionen Euro, die Molitor tragen müsste. Um in der Hanglage bauen zu können, werden noch einmal 1,5 Millionen an Kosten fällig. Ein weiterer Haken ist, dass das Alternativ-Gelände nicht der Gemeinde gehört, sondern von unterschiedlichen Besitzern angekauft werden müsste. «In Wirklichkeit ist die sogenannte Alternative also gar keine», sagt der Landwirt.

Der Fall ist auch schon vor Gericht gelandet. Drei Richter haben bisher sechs unterschiedliche Urteile gefällt, die der Redaktion vorliegen. «Ich habe alle Prozesse gewonnen», so Molitor, «weil die Richter die Fakten kannten.» Der Grund, warum bis jetzt von dem Hühnerstall noch nichts zu sehen ist, ist die Weigerung der Gemeinde, eine Baugenehmigung zu erteilen. «Würde es mir nur ums Geld gehen, dann hätte ich das Stück Land schon lange verkauft», sagt Molitor, «ein solches Projekt entsteht aus Überzeugung.»

Camille Muller
4. April 2019 - 12.29

hiere Buergermeeschter well dass Goussel genau wéi d'Haaptuertschaft vun der Gemeng 20% wuesse soll ... a firwaat net gläich ganz zoubetonnéieren. Do ass et och egal wann e nohalteche Projet zu der Versuergung vun der eegener Populatioun flöte geet „In den sektoriellen Leitplänen ist nur die Ortschaft Lintgen als Vorrangortschaft (plus 20% Wachstum) vorgesehen. Die Ortschaften Gosseldingen und Prettingen sollen nur um 10% wachsen. Der Gemeinderat strebt eine Gleichstellung des Wachstums aller Ortschaften der Gemeinde Lintgen an“ https://www.wort.lu/en/mywort/lintgen/news/gemeinderat-lintgen-sitzung-vom-21-oktober-2014-58fe1d83a5e74263e13b1ca0

Gerges Jang
3. April 2019 - 15.23

Jidfereen hät gären all Daag frësch Éer,an die kommen vun den Henger.Awer w.e.g.ken Hengerstall viru menger Hausdier!!!

Nomi
3. April 2019 - 13.46

Hengergegacker ass awer vill besser wei' Stroossenkamei'di ?